Gehalt Verhandlungsstrategie – Auch eine Frage des Verhandelns
Bereite dich gut vor! Wer im Bewerbungsgespräch erfolgreich sein
Gehalt verhandeln will, der sollte seinen
Marktwert kennen und geschickt argumentieren.
Wir zeigen dir wie es richtig geht!
Das Thema Gehalt - Fester Bestandteil des
Bewerbungsprozesses
»Verhandeln heißt, Geben und Nehmen und dabei
die richtigen ›Preise‹ auszuhandeln«. Das
ist die kurze und knappe Version Udo Kreggenfelds,
dem Autor des Buches »Verhandeln«. So einfach
sich das Zitat anhört, umso komplexer gestaltet
sich das Verhandeln für viele in der Realität.
Aus diesem Grund umfasst das Buch dann auch
gut 250 Seiten. Das Verhandlungsgeschick
von Bewerbern ist spätestens dann gefragt,
wenn in der Stellenausschreibung oder im
Vorstellungsgespräch die Aufforderung kommt,
die Gehaltsvorstellungen zu nennen. Klar
ist also: Du wirst nicht darum herum kommen.
Den meisten Bewerbern bereitet diese Aufforderung
ziemliche Kopfschmerzen, denn nur wenige
wissen, was sie fordern können, wo sie passende
Informationen finden und wie sie sich angemessen
vorbereiten sollen. Und weil der Bewerbungsprozess
schließlich aufwendig genug ist und man den
heiß ersehnten Job endlich in der Tasche
haben will, wird die Gehaltsfrage dann leider
zu oft vernachlässigt, häufig mit unangenehmen
Folgen.
Wer nicht ausreichend informiert ist, läuft
Gefahr, zu hohe oder zu niedrige Forderungen
zu stellen und wird deshalb schnell abgelehnt.
Umso ärgerlicher, wenn es wirklich nur an
den falschen Gehaltsvorstellungen gelegen
hat. Wurde die Gehaltsfrage bereits in der
Stellenausschreibung gestellt, verbaut sich
der Bewerber somit die Einladung zu einem
Vorstellungsgespräch und dadurch die Möglichkeit,
persönlich von sich und seinen Qualifikationen
zu überzeugen. Auch ein Kompromiss in Sachen
Gehalt ist dann nicht mehr möglich. Die Auseinandersetzung
mit dem Thema sollte daher von vorneherein
als fester Bestandteil des Bewerbungsprozesses
ernstgenommen werden.
Gehalt Verhandlungsstrategie - Das Vorgehen
Geben, nehmen und aushandeln – das trifft
auf dich als Bewerber genauso zu wie auf
den Arbeitgeber. Im Falle einer Einstellung
stellst du als Mitarbeiter deine fachlichen
und persönlichen Qualifikationen, deine Zusatzkenntnisse,
bisherige Erfahrungen, dein Engagement und
deine Ideen dem Unternehmen zur Verfügung.
Ist die Stelle ausgeschrieben, dann weißt
du, dass der Arbeitgeber all das braucht.
Je besser deine Voraussetzungen sind bzw.
je besser du dich verkaufst, umso höher sind
deine Chancen auf ein überdurchschnittliches
Gehalt. Welche Konditionen letztendlich vereinbart
werden, hängt von den Rahmenbedingungen und
deinem Verhandlungsgeschick ab.
Die Ausgangslage prüfen
Durch die Bestimmung der Rahmenbedingungen
definierst du deine Ausgangslage für mögliche
Gehaltsverhandlungen. Diese wiederum ist
die entscheidende Grundlage, um sich auf
ein bestimmtes Gehaltsniveau festzulegen.
Bei der Prüfung der Rahmenbedingungen solltest
du folgende Faktoren berücksichtigen:
a) Maß an Passgenauigkeit zwischen Anforderungs-
und Qualifikationsprofil
Mit jeder Anforderung, die du erfüllen kannst,
steigt dein Marktwert. An dieser Stelle kannst
du auf die Ergebnisse deiner Selbst- und
Fremdanalyse und der Auflistung und näheren
Beschreibung deiner bisherigen Tätigkeiten
zurückgreifen.
Anleitung: Errechne daraus den Prozentsatz. Lasse darin
auch besondere Zusatzqualifikationen einfließen
oder ein spezielles Alleinstellungsmerkmal.
Der Artikel geht auf verschiedene Einflussfaktoren
ein, die das Gehalt in unterschiedlichem
Ausmaß mitbestimmen können.
Anleitung: Liste die Angaben verschiedene Gehaltstabellen
untereinander auf und vergleiche sie. Für
die Entscheidung ist es am hilfreichsten,
wenn du Gehaltstabellen zu verwendest, die
auf deine Situation zutreffen. Mindestens
eine, in der das Gehalt angegeben ist für:
› deinen Abschluss
› deine Fachrichtung/ Ihren Studiengang
› die ausgeschriebenen Fachrichtungen / Studiengänge
(oft sind es mehrere)
› die ausgeschriebene Position
› die ausgeschriebene Branche
› den ausgeschriebenen Standort bzw. Bundesland/Region
› ggf. nach Tarif
Prüfe die Vergleichbarkeit der Tabellen und
versuche einen Richtwert, eine Art Durchschnitt
für deine Situation zu bestimmen.
Anleitung: Um das tun zu können, solltest du vorab das
Maß an Einfluss festlegen, das du den Faktoren
in deinem konkreten Fall und anhand deiner
bisherigen Recherche zumessen würdest. Skalavorschlag:
Vergib Schulnoten von 1-6.
Tipp! Nutze außerdem den Gehaltsanalyser von Berufsstart.
c) Übliche Gehaltsstrukturen im Unternehmen
Einen weiteren Einfluss haben die üblichen
Gehaltsstrukturen des Unternehmens, in dem
du dich bewirbst:
› Wie setzt sich das Gehalt insgesamt zusammen?
› Wird nach Tarif bezahlt und wenn ja nach
welchem?
› Welche Zusatzzahlungen gibt es?
› Gibt es Zugeständnisse nicht finanzieller
Art?
Anleitung: Prüfe wie üblich diese Gehaltsstrukturen
sind. Bist du persönlich zufrieden mit der
Zusammensetzung oder fehlt dir etwas, das
ein höheres Jahresgehalt rechtfertigen würde?
Begründe!
d) Zu erwartende Konkurrenz
Je mehr Kandidaten sich gleichzeitig um eine
Stelle bewerben, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit,
dass du eingestellt wirst. Die Konkurrenz
entsteht z.B. durch überhöhte Abgängerzahlen
in bestimmten Studien- und Fachbereichen,
durch Überschneidungen bei den Tätigkeiten,
für die verschiedene Studiengänge qualifiziert
sind (z.B. Marketing) oder durch die Beliebtheit
bestimmter Arbeitgeber (z.B. Großkonzerne,
Marktführer, ...).
Anleitung: Versuche zu beurteilen, mit wie viel Konkurrenz
du bei deinem Wunscharbeitgeber rechnen musst.
Skalavorschlag: Vergib Schulnoten von 1-6.
Die verschiedenen Bewertungen sollen es dir
erleichtern, dein Gehaltsniveau realistisch
einzuschätzen und deine Chancen auf einen
höheren Lohn als üblich zu bestimmen. Wie
immer im Bewerbungsprozess solltest du dich
so viel wie möglich austauschen und andere
Meinungen einholen. Am besten ist es natürlich,
wenn du an informelle Tipps über die Gehaltsstrukturen
und den Bewerbungsprozess in deinem Wunschunternehmen
herankommst. Kontakte zu Mitarbeitern erhältst
du z.B. in Blogs im Internet oder in privaten
bzw. beruflichen Online-Commuities. Aktiviere
außerdem dein Umfeld. Welcher Kommilitone
oder Freund hat sich schon einmal in dem
Unternehmen beworben und kann dir weiterhelfen?
Wer kennt jemanden, der dort arbeitet? Frage
z.B. an der Universität bei deinem Dozenten,
im Career Center oder bei dem Alumni-Verein
nach Hilfe. Bei allem Input, den du bekommen
wirst, solltest du immer auch die Glaubwürdigkeit
der Aussagen hinterfragen. Berichte aus der
Wirtschaftspresse und andere Informationen
über das Unternehmen solltest du ebenfalls
berücksichtigen.
Gehalt Verhandlungsstrategie - Limit festlegen
Nachdem du viel recherchiert, analysiert,
diskutiert und abgewägt hast, musst du dich
jetzt festlegen. Am besten bestimme eine
Spanne mit dem Minimum, das du erwartest
und dem Maximum, das nach deiner Einschätzung
bei diesem bestimmten Arbeitgeber möglich
ist.
Wichtig ist, dass du dich weder unter Wert
verkaufst noch zu hoch liegst mit deinen
Gehaltsvorstellungen. Forderst du zu wenig,
wirst du lange brauchen, um dich finanziell
zu steigern. Manche Unternehmen betrachten
das als mangelnde Durchsetzungskraft und
als Grund, Bewerber abzulehnen. Forderst
du zu viel, wirst du ggf. aussortiert. Die
mögliche Spanne für Berufseinsteiger ist
in der Regel nicht allzu groß. Mit der Berufserfahrung
steigen allerdings die Möglichkeiten.
Du kannst nie 100%-ig sicher sein, dass du
wirklich alle Faktoren berücksichtigt hast
bei deiner Entscheidung für ein bestimmtes
Gehaltsniveau. Je besser du allerdings informiert
bist, umso differenzierter wird deine Argumentation
sein. Das erleichtert dir einerseits eine
fundierte Entscheidung, was die Gehaltsvorstellung
angeht, und zum anderen ein überzeugenderes
Auftreten, um diese zu verteidigen.
Tipps zum richtigen Verhalten
a) Überlege dir eine Strategie
Du hast eine Spanne mit einem unterem und
einem oberen Limit festgelegt. Dabei solltest
du während des Bewerbungsgespräches auch
bleiben. Bietet dir das Unternehmen aus irgendeinem
Grund von sich aus mehr an, ist das natürlich
etwas anderes. Lege vor dem Bewerbungsgespräch
fest, unter welchen Bedingungen du das Minimum
akzeptieren würdest (z.B. Zusatzqualifikationen)
und zu welchen Zugeständnissen du im Falle
des Maximums bereit wärst. Nehme diese notfalls
in Form eines Notizzettels mit ins Gespräch
hinein. Durch deine Überlegungen schaffst
du die Basis für eine konstruktive Verhandlung
und kannst mit einem Alternativvorschlag
dienen, wenn dein erster Gehaltsvorschlag
abgelehnt wird. Stehe aber auch bei den Alternativen
zu deiner Entscheidung und setze ein Limit.
b) Spiele die Situation vorher einmal durch
Ein Vorstellungsgespräch an sich ist für
die Mehrheit der Bewerber schon aufregend
genug. Kommt dann noch die Stressfrage nach
dem Gehalt auf, lassen sich viele – trotz
guter Vorbereitung – durch die ungewohnte
Situation verunsichern. Wichtig ist aber,
dass du in deiner Argumentation überzeugst.
Indem du die Gehaltsverhandlung im Vorfeld
ein oder sogar mehrmals durchspielst, kannst
du an Sicherheit gewinnen. Nicht jeder ist
begeistert von solchen Rollenspielen, aber
es hilft! Vor allem dann, wenn du es mit
einem reellen Gegenüber, z.B. einer Freundin,
einem Freund oder deiner Partnerin bzw. deinem
Partner, versuchst - also mit jemandem, der
dir im Anschluss auch ein Feedback geben
kann.
c) Überlasse dem Personalverantwortlichen
den Anfang
Wenn du dich im Vorstellungsgespräch befindest,
dann solltest du nichts überstürzen und es
deinem Gesprächspartner überlassen, das Thema
Gehalt zuerst anzusprechen. Ist das bis zum
Ende nicht passiert und ist auch kein zweites
Treffen geplant, dann kannst du von dir aus
darauf zu sprechen kommen. Versichere dich
zunächst, ob dein Gegenüber noch weitere
Fragen an dich hat. Sozusagen als Wink mit
dem Zaunpfahl. Kommt dann immer noch nichts,
sage etwas wie: »Ich möchte gerne noch die
Gehaltsfrage klären.« und überlasse dann
dem Personaler die Antwort. Das ist höflich,
aber gleichzeitig direkt und unmissverständlich.
d) Bleibe immer sachlich, angemessen zurückhaltend
und konstruktiv
Verhandlungen sind schwierig und ihr Erfolg
ist stark abhängig von – oft unbewussten
– emotionalen Empfindungen. Sympathie lässt
sich schlecht steuern und deine Chancen auf
einen ersten guten Eindruck steigen, wenn
du dich höflich, angemessen zurückhaltend,
sachlich und konstruktiv verhältst. Achte
darauf, welche Wirkung deine Äußerungen bei
deinem Gegenüber hinterlassen. Vor allem
in dem Moment, indem du deine Gehaltsvorstellungen
nennst. Nenne nicht einfach nur die Zahl
oder die Spanne, sondern weise zusätzlich
auf deine Recherche bei branchenrelevanten
Quellen hin. Ist die Reaktion ablehnend,
frage danach, was sich das Unternehmen vorstellt.
Lasse dir durchaus einen Moment Zeit beim
Nachdenken. Wichtig ist, dass du nicht hektisch
wirkst. Spreche langsam, deutlich und überlegt,
wenn du deine Gehaltsvorstellungen begründest.
Je nachdem, wie das Gespräch verläuft, solltest
du dann nach den Gründen für die Gehaltszusammensetzung
fragen. So kannst du prüfen, ob du etwas
übersehen hast oder gegensteuern. Kommt es
zu Diskussionen, dann sichere dich am Ende
des Gespräches ab, indem du das Besprochene
z.B. noch einmal zusammenfasst.