Erfahrungsbericht - "Der beste Einstieg in die PR-Branche"

Lukas Wolfsteiner, 27, ist Trainee für Public Relations (PR) in einer Münchner Kommunikations-Agentur. Eigentlich hat er Management und europäische Sprachen studiert. Nach verschiedenen Stationen im Einkauf oder dem HR-Bereich von großen Unternehmen hat er der Betriebswirtschaft aber den Rücken gekehrt.

Was hat dich in die PR-Branche verschlagen?
Kommunikation ist mir wichtig. Das habe ich vor allen in den Momenten gemerkt, in denen das Thema irgendwie weit weg war: zum Beispiel bei einem Werkstudentenjob im Einkauf. Da ging es vor allem um Schrauben und Motorteile. Mir hat etwas Wichtiges gefehlt. Ich wollte da arbeiten, wo Kommunikation passiert, wo sie gemacht wird.

Was macht eine PR-Agentur eigentlich?
Wir sind zum einen eine Art Makler - von Informationen und Botschaften. Jedes Unternehmen und jeder politische Akteur hat Anliegen, die er kommunizieren will oder muss: ein neues Produkt oder Geschäftsmodell, Veränderungen in der Unternehmensaufstellung, Werte und Ideen. Und die Öffentlichkeit - also die Medien - haben ein Interesse an Neuigkeiten und guten Geschichten. Wir bringen beide zusammen und achten darauf, dass jeder so viel wie möglich von dem bekommt, was er sich vom anderen wünscht. Dieser Vermittlungsprozess ist immer unheimlich spannend.

Gleichzeitig sind wir aber auch Berater für unsere Kunden, zum Beispiel in Sachen Markenaufbau oder Imagebildung nach innen und außen. Viel Adrenalin wird vor allem in der Krisenkommunikation ausgeschüttet. Das kommt immer sehr spontan und sorgt für Wirbel in der Firma. Wir müssen dann sehr schnell reagieren, alle Beteiligten und Eventualitäten zusammen zu denken und unsere Kunden so vorbereiten, dass sie sich kommunikativ absichern können.

Was magst du besonders an deinem Job?
Ich arbeite gerade gleichzeitig an vier bis fünf Projekten aus völlig verschiedenen Branchen: Lebensmittel, Sport, Energie, Logistik - dazu kommen noch Ministerien und Verbände. Bei jedem Projekt sind andere Aufgaben zu erledigen: Gestalten von Webauftritten, Pressemitteilungen, Fachartikeln oder Präsentationen, Planen von Events und Workshops. Ich mag diese Abwechslung - auch, wenn sich das manchmal anfühlt, als würde man von Karussell zu Karussell springen. Gerade merke ich, dass der konzeptionelle Anteil immer größer wird, je länger man dabei ist. Konzepte für Kunden zu erstellen ist ein sehr kreativer Prozess und vor allem funktioniert er nur im Team. Und gutes Teamwork mit ganz unterschiedlichem Input bedeutet mir viel.

Was braucht man, um in dieser Branche zu arbeiten?
Ich bin sicher, dass es keine Skill-Checkliste für diesen Job gibt. Von meinen Kollegen ist keiner wie der andere. Manche schreiben super, manche haben ein echtes Talent, Journalisten zu begeistern und andere haben immer Spitzen- Ideen für neue Formate. Keiner erfüllt zu hundert Prozent alles, was man in diesem Job gut gebrauchen könnte, aber jeder hat sein Steckenpferd - und das macht uns auch zu einem so guten Team. Was der Job aber von uns allen verlangt, ist viel Empathie. Wer sich gut in Kunden und Medienvertreter hineinversetzen kann und versteht, was sie gerade brauchen, kann sie auch gut managen. Sich seine Zeit gut einzuteilen ist auch eine wichtige Fähigkeit, denn der Workload in Agenturen ist oft hoch und temporeich. Das Wichtigste ist aber, dass man Spaß an Kommunikation jeder Form hat, sich in Medienlogiken hineindenkt, Trends verfolgt und selber ausprobieren will.

Welche Entwicklungschancen hast du in deinem Beruf?
Mein Traineeship dauert ein Jahr. In dieser Zeit habe ich die Möglichkeit, alles zu lernen, was man in der PR-Branche braucht. Danach wird man Junior-Berater und bekommt schon deutlich mehr Verantwortung - auch für eigene Projekte. Der nächste Sprung ist dann der Berater, der schon mehr Routine und Kundenerfahrung mitbringt und eigene Kundenteams führt. Als Senior-Berater steht man direkt unter der Geschäftsführung, führt eigene Geschäftsbereiche und ist auch deutlich mehr in die Unternehmensstrategie eingebunden. Je weiter man sich in dieser Struktur entwickelt, desto mehr Verantwortung übernimmt man auch für die Erschließung neuer Angebotsprofile und die Gewinnung neuer Kunden.

Was sind häufige Irrtümer über diesen Job?
Wir sind keine Mad Men, die den ganzen Tag mit Zigarette und Whisky-Glas durch die Firma schlendern und dann beim Kunden mal eben die ganz große Nummer aus dem Ärmel schütteln. Als Dienstleister liefern wir in sehr kurzer Zeit sehr hochwertige Arbeit ab - auch auf Zuruf vom Kunden. Wer in einer Agentur einsteigen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass eine sehr intensive Zeit auf ihn zukommt: viel Arbeit, viel Tempo, vor allem aber eine wirklich gute Schule, in der man sehr schnell viele verschiedene Dinge lernen und Verantwortung übernehmen kann - wenn man will. Ich glaube, dass Agenturen den schnellsten und qualifiziertesten Einstieg in die PR-Branche bieten.

Was rätst du Studenten, die sich für einen Job als PR-Berater interessieren?
Der beste Weg, die Branche kennenzulernen, ist sicher, sich selbst einfach reinzustürzen. Der Klassiker Praktikum bietet dafür einen geschützten Raum und gleichzeitig auch die Möglichkeit Kontakte für später zu knüpfen. Ich finde es auch wichtig, mit Leuten zu reden, die den Job machen. Wenn man niemanden kennt, kann man sicher in sozialen Netzwerken mal jemanden ansprechen. Dazu sind sie schließlich da.