Interviewpartner
Wie steigen Sie in ein Vorstellungsgespräch ein, um möglichen Ängsten vorzubeugen?
Ich bin für die Auswahl von Bewerbern für unserer Logistikabteilung in England verantwortlich. Aus diesem Grund werden unsere Vorstellungsgespräche ausschliesslich auf englischer Sprache gehalten. Wir haben hauptsächlich junge Bewerber, die entweder gerade erst ihr Studium abgeschlossen haben oder nur eine geringe Berufserfahrung vorweisen können.
Zu Beginn versuche ich, die Bewerber auf vertrautem Grund zu halten, stelle einfache, leicht zu beantwortende Fragen oder bitte sie z.B. kurz über sich selbst und ihr Studium/ ihren derzeitigen Arbeitsplatz zu erzählen.
Wie verhalten Sie sich, wenn Ihnen gegenüber ein Bewerber sitzt, der offensichtlich sehr nervös ist und Angst hat, sich
zu verzetteln?
Sie ignorieren die Ängste: Nein
Die meisten Bewerber sind besonders zu Beginn sehr nervös. Ich versuche, dem Gespräch recht schnell einen eigenen Fluss zu geben, und frage nach Dingen die dem Bewerber wichtig zu sein scheinen und nicht direkt mit dem Arbeitsumfeld zu tun haben, etwas Fussball, wenn dies als Hobby aufgeführt ist, oder Reisen. Das hilft den meisten über die Anfangsnervosität hinweg.
Manchmal ist es jedoch schwierig, ein lockeres Gespräch zu entwickeln und den Kandidaten dazu zu bringen, nicht nur mit Ja und Nein zu antworten - ich versuche es mit offenen Fragen und erzähle ein wenig von uns, um dem Bewerber die Möglichkeit zu geben eine bessere Vorstellung über seine neue Abteilung zu entwickeln und sich gegebenenfalls einzubringen. Wenn ich jedoch das Gefühl bekomme, die Nervosität entspringt mangelnder Vorbereitung, setze ich bewusst Pausen.
Wie sehen Sie mögliche Unsicherheiten der Bewerber während des Vorstellungsgespräches?
Wir sehen das eher: negativ
Viele deutsche Bewerber lernen wir zunächst am Telefon kennen. Man bemerkt die Nervositätan der Stimme und an der Geschwindigkeit. Bei vielen habe ich den Eindruck sie lesen vorbereitete Sätze ab, was natürlich nicht so ideal ist - die Bewerber machen sich so nur selbst nervös wenn plötzlich eine unerwartete Frage gestellt wird. Mir ist es lieber, wenn jemand frei spricht und flexibel auf Einwände etc. eingehen kann.
Was kann ein Bewerber Ihrer Meinung nachtun, damit es erst gar nicht zu Unsicherheiten und Ängsten während des
Vorstellungsgespräches kommt?
Es gibt keine Möglichkeiten.
Gut vorbereitet, sich eingehend das Stellenausschreiben durchlesen und sich schon einmal in Gedanken Beispiele für die erwarteten Fähigkeiten zurecht legen. Dabei sollte gerade der unerfahrene Bewerber sich nicht irgendwelche angeblichen Kenntnisse aus den Fingern saugen oder etwa durch Praktika bekannte Aufgaben- und Arbeitsbereiche künstlich aufbauschen - lieber ehrlich zudem stehen was man tatsächlich kann und Beispiele gerne auch aus anderen Lebensbereichen (Freiwilligenarbeit, Sport etc) heranziehen.
