Einstellungsgrund Soft-Skills
Ein Beitrag von Dr. Gotthard Schubert
Karriere und Persönlichkeit - Schlüsselqualifikationen: Meilensteine Ihrer Laufbahnplanung! Hervorragende Menschen aus Wirtschaft, Kultur und Politik beeindrucken uns durch ihre Erscheinung und durch ihr bescheidenes Auftreten; kurz gesagt, durch ihre Persönlichkeit.
Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen Karriere und Persönlichkeit? Einer IBM-Studie zufolge wird eine Karriere durch drei Parameter bestimmt. Es sind dies:
1. Fachkompetenz (10%): Sie ist natürlich eine conditio sine qua non, aber ihre Bedeutung nimmt mit der Dauer des Berufslebens und dem damit meistens verbundenen Aufstieg ab. Der Vorstandsvorsitzende eines großen Deutschen Unternehmens äußerte in einer privaten Unterhaltung, 85% seiner Zeit verbringe er mit dem Lösen sozialer Probleme. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Abnahme der sogenannten Halbwertszeit des Wissens (1).
2. Vermögen (des Mitarbeiters), sich darzustellen (30%): etwas verkürzt ausgedrückt, seine Ausstrahlung, seine Persönlichkeit.
3. Die Fähigkeit, ein Kontaktnetz aufzubauen und zu pflegen (60%): Im Sinne dieses Beitrags können die Punkte 2 und 3 dem Merkmal Persönlichkeit zugeordnet werden. Dem Punkt 3 wurde ein eigener Artikel gewidmet (2). Karriere ist heute nur noch mit ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen möglich. Andererseits gewinnt ein Mensch in der Karriere an Statur. Karriere und Persönlichkeit bedingen demzufolge einander.
Die (wissenschaftlichen) Big Five
Persönlichkeit ist das Gesamtbild eines Menschen, das er seiner Umwelt vermittelt. In der wissenschaftlichen Literatur (3) wird unter dem Schlagwort The Big Five ein Modell der Psychologie beschrieben, das fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit beschreibt. Es sind dies:
1. Emotionale Stabilität (Belastbarkeit)
Merkmal: Emotional stabile Menschen besitzen eine hohe Frustrationstoleranz. Sie beschreiben sich selbst als sehr ruhig und ausgeglichen.
2. ExtraversionMerkmal: Initiative und (aktives), zwischenmenschliches Verhalten.
3. GewissenhaftigkeitMerkmal: Ausdruck von, Sorgfalt, überlegtem Handeln, Integrität und loyaler Einstellung.
4. Offenheit für (neue) Erfahrungen Merkmal: Kontrolliert (4) neugierig, geneigt, über den Tellerrand zu schauen.
5. VerträglichkeitMerkmal: Verträglichkeit ist analog zur Extraversion ein Ausdruck für zwischenmenschliches Verhalten (teamfähig, altruistisch und kollegial).
Von Interesse ist, inwieweit die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen genetisch vorgegeben ist? In einem Beitrag des Magazins FOCUS (5) wird ausgeführt, dass dies nur zum Teil der Fall ist. Leser, die sich Gedanken über Entwicklungsmöglichkeiten ihrer Persönlichkeit machen, kann ich nur empfehlen, sich mit den in diesem Beitrag angesprochenen Themen zu befassen.
Persönlichkeitsmerkmale (6)
Neben der wissenschaftlichen Betrachtung der Big Five ist zu klären, welche konkreten Persönlichkeitsmerkmale die Karriere eines Menschen entscheidend beeinflussen.
Die Fähigkeit eines Menschen, sich darzustellen und seine Ausstrahlung, werden wesentlich von den sogen. Schlüsselqualifikationen mitbestimmt. Die folgende Zusammenstellung enthält eine Auswahl der zehn wichtigsten Schlüsselqualifikationen, die heute branchenübergreifend von sehr vielen Unternehmen von einem Bewerber erwartet bzw. gefordert werden. Diese Persönlichkeitsmerkmale können in drei Kompetenzen zusammengefasst werden. Es sind dies:
1. Personale Kompetenzen
› Initiative/Eigenverantwortliches Handeln
› Begeisterungsfähigkeit
› Humor
› Menschenkenntnis
2. Soziale Kompetenzen
› Teamfähigkeit
› Konfliktfähigkeit
› Durchsetzungsfähigkeit
3. Methoden- Kompetenzen
› Wissenserwerb/ Lernbereitschaft
› Rhetorik
› Zeitmanagement
Selbsteinschätzung
Personalchefs erwarten Mitarbeiter mit einem gesunden Selbstvertrauen. Gesundes Selbstvertrauen hat nichts mit Arroganz zu tun. Es ist gekennzeichnet durch Kompetenz und Gelassenheit. Es nutzt allerdings nichts, wenn nur der Bewerber von sich überzeugt ist. Er muss diesen Eindruck auch seinem Gegenüber vermitteln.
Wie entsteht ein Eindruck? Im Alltag fungiert Ihre Umwelt als eine Art Spiegel. Durch Ihr Verhalten, Ihre Äußerungen, senden Sie bewusst oder unbewusst Signale an Ihre Umwelt. Anhand der Rückkopplung (Feedback) erkennen Sie Ihre Wirkung auf diese Umwelt und ändern ggf. Ihr Verhalten. Dieses Verfahren ist passiv. Sie reagieren. Ich jedoch rate Ihnen zu einem aktiven Verhalten, zum Agieren. Dazu ist zunächst eine Selbsteinschätzung (7) erforderlich. Als Messlatte eignen sich die Schlüsselqualifikationen von Bild 2.
Durch diese Maßnahme erhalten Sie ein Selbstportrait. Gehen Sie wie folgt vor:
Kreuzen Sie bei dem jeweiligen Merkmal diejenige Ausprägungsspalte ( --, -, 0, +, ++) an, die Ihnen spontan und ohne langes Überlegen am zutreffendsten erscheint. Von Bedeutung ist dabei ausschließlich, wie Sie sich sehen.
Fremdeinschätzung und Ergebnisdiskussion
Wie angemerkt, benötigen Sie als wichtige Ergänzung zu Ihrem eigenen Urteil noch zusätzlich die Einschätzung von guten Freunden und Bekannten. Übergeben Sie dazu Leerkopien von Bild 2 an Personen, die Sie gut kennen und entsprechend beurteilen können. Geeignete Personen sind:
› Ihr Partner/in
› Ihr Chef, Ihre Mitarbeiter
› Familienangehörige
› Freunde
› Nachbarn
Je mehr, desto besser. Bitten Sie diese Personen, jede für sich, ebenfalls spontan die Liste so auszufüllen, wie diese Sie sehen. Nach dem Rücklauf der ausgefüllten Exemplare sollten Sie sich für die Analyse der Ergebnisse viel Zeit nehmen. Diskutieren Sie ausgiebig die Auswertungen mit Ihren Interview-Partnern. Insbesondere sollten Sie sich über extrem gute (++) oder besonders schlechte (--) Werte sowie über starke Abweichungen der einzelnen Voten voneinander Gedanken machen. Sie werden dabei vermutlich zu überraschenden Erkenntnissen kommen. Erfahrungsgemäß tauchen Fragen auf wie:
› Warum siehst Du mich so?
› Bin ich wirklich so, wie Du mich siehst?
› Was soll/kann/muss ich zum Abbau von Mängeln oder Defiziten unternehmen?
› Welche Maßnahmen müssen in welcher Reihenfolge getroffen werden?
Einer meiner Kandidaten hat Kopien des Fragebogens an seine Frau, eine Mitarbeiterin, einen guten Freund und seinen Chef gegeben und die Ergebnisse mit Excel graphisch aufbereitet/dargestellt. Anschließend hat er mit seinen Kritikern ausführliche Gespräche über die Merkmale geführt, bei denen die Beurteilungen signifikant von seiner eigenen Meinung abwichen. Ihm habe diese Kampagne verblüffende Informationen seines Umfelds über seine Außenprojektion (8) geliefert.
Einige der bisher von mir beratenen Kandidaten/Bewerber hielten diese Übung anfänglich für überflüssig. Nach einer sorgfältigen Auswertung aller gesammelten Daten kam das Gros der Bewerber zu ähnlichen Einsichten wie der oben zitierte Kandidat. Einige erklärten zusätzlich, sie hätten wichtige Hinweise für die Weiterbildung ihrer Persönlichkeit erhalten.
In dem folgenden Beispiel (s. Bild 2) habe ich das Ergebnis einer fiktiven Selbst-/ Fremdeinschätzung eines Mitarbeiters- im Bild 2 als M gekennzeichnet - und seines Chefs - C - graphisch dargestellt. In diesem Fall bestünde für den Mitarbeiter Diskussionsbedarf z.B. für die Punkte Menschenkenntnis und Wissenserwerb (Weitere Einzelheiten vergl. Fußnote 9).
Anmerkung
Dies ist eine extrem wichtige Übung. Sie werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einem Vorstellungsgespräch auch nach Ihren Schwächen bzw. Misserfolgen gefragt.
Schwächen sind menschlich. Verheimlichen Sie Ihre Schwächen nicht. Wählen Sie eine aus und erwähnen Sie, was Sie bereits dagegen tun. Vermeiden Sie allerdings die Schwäche Ungeduld. Da sehen viele Personalchefs rot.
Diese Übung ist auch eine wichtige Maßnahme zur Vorbereitung auf die Stressumgebung eines Vorstellungsgesprächs. Hier können Sie Ihrem Gegenüber darlegen, dass Sie aus der Aufdeckung Ihrer Schwächen gelernt haben und entsprechende Maßnahmen trafen.
Exkurs: Konturen eines zukünftigen Arbeitsmarkts
Die Arbeitswelt befindet sich in einem dramatischen Umbruch. Viele Experten glauben an einen Paradigmenwechsel: Ich habe in über dreißig Berufsjahren zwar zehn verschiedene Berufe ausgeübt, konnte dies aber immer in derselben Firma tun. Nach Meinung der Experten wird das Gros der Arbeitsverträge in Zukunft nur noch für eine befristete Zeit abgeschlossen, etwa für die Dauer eines Projekts. Karriere macht dann derjenige, der seinen »Marktwert« durch Kompetenz-Erweiterung steigert (Kompetenz ist hier im Sinne von Knowhow zu verstehen). Dies kann z.B. in einem Projekt durch Übernahme einer anspruchsvollen Fachaufgabe ohne Personalverantwortung geschehen. In einem Folgeprojekt könnte dieser Mitarbeiter dann eine Führungsaufgabe mit Personalverantwortung übernehmen. In jedem Projekt werden unterschiedliche Schlüsselqualifikationen angesprochen bzw. von einem Projektteilnehmer verlangt.
Diesen Sachverhalt möge die folgende Graphik verdeutlichen. Ihr liegt die Idee eines Kinderspiels zu Grunde. Eine Kugel muss von A (Start) nach B (Ziel) so auf den Weg - gestrichelte Linie - gebracht werden, dass sie möglichst viele der nummerierte Pflöcke (Schlüsselqualifikationen/ Persönlichkeitsmerkmale) ansteuert. Bei jeder Berührung »tankt« die Kugel, analog zu einem Raumgleiter, neue Energie.
Bei jedem Projekt werden unterschiedliche Schlüsselqualifikationen (SQ) angesprochen bzw. benötigt. Im Fall von Bild 2 ist es, gekennzeichnet durch die grüne Linie, die SQ2, SQ3 und SQ6. In Anlehnung an Bild 1 wären dies »Begeisterungsfähigkeit«, »Humor« und »Konfliktfähigkeit«. Im nächsten Projekt, bei dem es vielleicht auf Führungsqualitäten ankommt, ist dann die Qualifikation SQ7, also »Durchsetzungsvermögen« von Nöten.
Fazit: Ein an seiner Karriere interessierter Mensch muss sich im Laufe seines Lebens bemühen, möglichst viele der wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale anzueignen.
Das bedeutet für einen heutigen Bewerber, dass er sich unbedingt mit der Entwicklung einer (lebenslangen) Weiterbildungsstrategie befassen muss. Je früher er damit beginnt, umso besser. Möglichst schon im Laufe seiner Ausbildung.
Aneignung einer Schlüsselqualifikation am Beispiel Teamfähigkeit
Teamfähigkeit wird heute in allen Stellenbeschreibungen verlangt. Jeder Bewerber behauptet sie zu haben; wenige wissen, was sie wirklich beinhaltet. Am Beispiel dieser Schlüsselqualifikation wollen wir überlegen, wie Sie diese Fähigkeit erwerben und wie Sie diese wichtige Fähigkeit einem Personalchef vermitteln können. Analog zu der vorgeschlagenen Prozedur sollten Sie auch die anderen wichtigen Schlüsselqualifikationen für Ihr Berufsleben analysieren und aufbereiten. Angenommen, Ihre Selbst-/ Fremdeinschätzung hat ergeben, dass Sie bezüglich Ihrer Teamfähigkeit Defizite haben.
Ich empfehle Ihnen, wie folgt vorzugehen:
a. Klärung der Frage: »Was versteht man unter Teamfähigkeit?«
Dazu ein Auszug aus einem Glossar: (10) Teamarbeit bekommt einen immer höheren Stellenwert, da immer mehr Projekte in Teams bearbeitet werden. Einzelgänger sind heute in den meisten Berufen nicht mehr gefragt. Wir verbringen unser ganzes Leben in Gruppen. In jeder Gruppe, egal ob Familie, Schule, Sportverein usw. gibt es eine bestimmte Rollenverteilung der einzelnen Mitglieder. Es gibt den typischen Anführer, den Außenseiter, den Beliebtesten, ... Hier besteht großes Konfliktpotenzial, weil sich jede neue Gruppe erst einmal etablieren muss. Sind die Rollen hingegen klar verteilt, kann die Zusammenarbeit reiche Früchte tragen: Ideen-Pool. Für gute, synergetische Resultate sind offene Kommunikation, Wertschätzung der anderen Mitglieder und der Wille zum Zusammenhalt unabdingbar. Sehr hilfreich ist es auch, sich der Eigen- und Fremdwirkung bewusst zu sein: »Wie kommt das von mir Gesagte beim anderen an?«.
b. »Welche Möglichkeit habe ich, meine Teamfähigkeit zu verbessern?«
Vorschläge:
› Sportverein; günstig sind Mannschaftssportarten wie Fußball oder Eishockey.- In vielen kanadischen Firmen nehmen ehemalige Eishockeyspieler hohe Managementpositionen ein.
› Freiwillige Feuerwehr; Ehrenamtliche Tätigkeit in einer sozialen Einrichtung,
› Mitgliedschaft in einer Studenteninitiativen. In einer Studie (11) wurde untersucht, welche Schlüsselqualifikationen durch die Mitgliedschaft in einer Studenteninitiative erworben und gefördert werden. Der Autor kam zu dem Schluss, dass diese beim Start in das Berufsleben einen erheblichen Erfahrungsvorsprung gegenüber denen besäßen, die sich während Ihres Studiums nicht engagiert haben.
In diesem Zusammenhang von besonderem Interesse sind die folgenden, während einer Aktivität erworbenen Schlüsselqualifikationen:
Stichwort Teamfähigkeit: Gespür für die Wirkung der eigenen Person; Steuern und Nutzen von Gruppenmacht. Dazu lt. Studie sinngemäß: Aufgrund seines Gespürs für die Wirkung der eigenen Person erkennt ein Berufsanfänger recht schnell, ob er in das Unternehmen gut hineinpasst und ob er von seinen Kollegen akzeptiert wird. Ggf. wird er korrigierende Maßnahmen einleiten, um seinen Karrierestart nicht zu gefährden.
Auch die Fähigkeit, Gruppenmacht zu nutzen und gar zu steuern ist bei dem Berufsstart hilfreich. Der Inhaber dieser Kompetenz wird bereits früh aktiv und geschickt versuchen, notwendige Mehrheiten für (s)eine Entscheidung zu gewinnen. Er weiß, dass eine Entscheidung nur in einer offenen Diskussion der verschiedenen Ansichten mit den Entscheidungsträgern getroffen werden kann. Ihm ist auch bekannt, dass Entscheidungsprozesse z.B. in einer Konferenz ganz wesentlich von einer guten Vorbereitung und der umfassenden Information der Teilnehmer abhängen.
Gute Selbsteinschätzung, Selbstkontrolle: Dazu wieder sinngemäß: Disziplinierte Selbstkontrolle ist bereits zu Beginn der Karriere hilfreich. Impulsive, stressbedingte Überreaktionen können dadurch vermieden werden. Beispiel: Der korporierte Berufseinsteiger reagiert abgewogen, auch bei unsachlichem Verhalten von Kollegen. Diese Qualifikation verhilft zu einer guten Jahresbewertung und wird als Beleg für solide Arbeit und hohe Einsatzfreude angesehen.
c. »Gibt es eine Möglichkeit, meine Teamfähigkeit einem Dritten, etwa einem Personalchef, klarzumachen?«
Diese Frage wurde z.B. auf einer Podiumsdiskussion in der Münchner Universität, an der mehrere Personalchefs großer deutscher Unternehmen teilnahmen, gestellt.
Für die methodische Erfassung und Aufbereitung Ihrer Schlüsselqualifikationen ist das sogen. PAR-Verfahren (s.u.) hervorragend geeignet. Personalchefs haben mir wiederholt erklärt, sie hätten festgestellt, dass ihre Kandidaten sehr viel mehr können, als ihnen bewusst ist. Forschen Sie also in Ihrem Unterbewusstsein und stellen Sie sich folgende Fragen: »Auf welche Leistungen in meinem bisherigen Leben, bei der Teamfähigkeit eine Rolle gespielt hat, bin ich besonders stolz?« - »Wo gab es dabei schwierige Probleme und was unternahm ich zu deren Lösung?«
PAR steht für:
P: Problem: Schildern Sie möglichst dramatisch ein Problem, das Sie in der Vergangenheit durch Ihre Teamfähigkeit gemeistert haben.
A: Aktion: Beschreiben Sie in der Ich-Form kurz und knapp die von Ihnen eingeleiteten Aktionen
R: Resultat: Benennen Sie die erzielten Ergebnisse, wenn möglich in Form von Einsparungen in Euro, Ressourcen oder Zeit.
Kurzfassung: Fassen Sie nun den dargelegten Sachverhalt in maximal zwei Sätzen zusammen. Die Kurzfassung eines mit Hilfe des PAR-Verfahrens gemeisterten Problems leistet im Anschreiben, im Lebenslauf, aber auch im Vorstellungsgespräch häufig sehr wertvolle Dienste.
Schlüsselqualifikationen: Zusätzlich sollten Sie die Schlüsselqualifikationen auflisten, die Sie zur Lösung des Problems befähigt haben (z.B. Teamfähigkeit, Sozialkompetenz usw.). Sie sollten sich bemühen, für jede Schlüsselqualifikation mindestens ein PAR zu generieren, indem Sie immer wieder intensiv über von Ihnen in der Vergangenheit gelöste Probleme nachdenken. Die Kunst besteht nun darin, Ihre Teamfähigkeit diskret in Ihrem Lebenslauf und evtl. auch in Ihrem Anschreiben anzudeuten, z.B. unter Hinweis auf Ihre Tätigkeit als Leiter einer Jugendgruppe oder Ihre Funktion als Schulsprecher. Wenn Sie später im Vorstellungsgespräch auf Ihre Teamfähigkeit angesprochen werden - das geschieht, wenn Sie es geschickt anstellen, so sicher wie das Amen in der Kirche - dann fragen Sie höflich: »Darf ich Ihnen dies an einem Beispiel erläutern?«. Anschließend schildern Sie spannend, aber kurz und knackig den Sachverhalt und die Problemlösung, bei der Ihre Teamfähigkeit zum Tragen kam.
Fazit: Es lohnt sich, über Ihre eigenen Leistungen, auf die Sie stolz sein können, intensiv nachzudenken. Diese Erkenntnisse stärken Ihr Selbstvertrauen und liefern Ihnen entscheidende Pluspunkte für Ihren Lebenslauf, Ihr Anschreiben und das Vorstellungsgespräch.
Zusammenfassung und Ausblick
Im Zuge der Globalisierung befindet sich auch unsere Wirtschaft in einem dramatischen Wandel. Analog dazu ändern sich auch die Anforderungen an Absolventen. So werden in jüngster Zeit - neben den aufgeführten Schlüsselqualifikationen - z.B. vermehrt China- Kenntnisse verlangt. Dazu zählen nicht nur Sprachkenntnisse, sondern heute auch Informationen über Land und Leute (Stichwort Business Knigge).
Damit dieser Wandel an meinen Studenten nicht unbemerkt vorbeigeht, sensibilisiere ich sie für den Blick über den Tellerrand. Auf die Standard-Frage: »Wer liest mindestens einmal pro Woche den Wirtschaftsteil einer großen Tageszeitung?« bekomme ich leider kaum ein Handzeichen. Im Kontrast dazu: Als kürzlich zufällig ein hoher Manager in einem Seminar in der ersten Reihe saß, rief er spontan: »Nicht ein mal, sondern fünf Mal!«. Eine weitere Erkenntnis aus meiner Beratungspraxis: Nur eine Minderheit meiner Kandidaten hat sich während des Studiums die Frage gestellt: »Was erwartet mich danach?«. Wie wir gesehen haben, sind Schlüsselkompetenzen/-qualifikationen sehr wichtige Voraussetzungen für den Berufseinstieg und für die spätere Karriere.
Ihnen als Studierende/m empfehle ich daher dringend, sich möglichst frühzeitig in Ihrem Studium mit dieser Thematik zu befassen. Das beinhaltet eine intensive Auseinandersetzung mit Ihrer Person, mit Ihren Fähigkeiten, Ihren Wünschen und mit den Anforderungen Ihrer späteren Arbeitgeber. Geeignet dafür ist ein SOLL-IST- Vergleich Ihres persönlichen Profils mit den Anforderungen der Wirtschaft. Dabei zu Tage tretende Defizite müssen dann gezielt abgebaut werden. Durch die regelmäßige Lektüre des Wirtschaftsteils einer großen Tages-/Wochenzeitung sind Sie bezüglich der Anforderungen potentieller Arbeitgeber bestens informiert.
Sehr sinnvoll ist die Anlage eines digitalen Karriereordners12. Dort speichern Sie alle Ihre Erkenntnisse und schriftlich formulierten Pläne ab. Ein ehernes Gesetz meiner alten Firma, der eingangs erwähnten IBM, lautete: »Pläne sind Commitments«. Sie machen nur dann einen Sinn, wenn sie ernst gemeint sind, einen Stichtag besitzen und periodisch auf den Prüfstand gestellt werden. Die oft vernommene Devise »man müsste mal ist hier fehl am Platze«.
Ich schließe meinen Appell mit einem Zitat von André Gide: »Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.«
Und nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg ein frohes Schaffen!
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(1) Abgeleitet aus der Atomphysik versteht man hier unter Halbwertszeit den Zeitabschnitt, nach dem das spezifische Wissen nur noch halb so viel wert ist. Da die Halbwertszeiten auch in Bereichen wie dem Bankwesen immer kürzer werden, gewinnt auch die Schlüsselqualifikation Lernbereitschaft immer mehr an Bedeutung.
(2) Schubert, G.: Überragende Bedeutung eines intakten Kontaktnetzes für eine Karriereplanung, Resch Verlag Jobfair24 S. 15 ff.
(3) Schuler, H.: Persönlichkeitsattributen auf der Spur, UNI 1/96 S. 23 ff.
(4) kontrolliert neugierige Menschen sind wissbegierig, schauen über den Tellerrand, sind aber nie indiskret.
(5)Kann ich ein anderer werden? FOCUS, 46/ 2003 S. 1004 ff.
(6) In der Literatur werden neben den sogen. Big Five eine ganze Reihe von Merkmalen aufgeführt, die eine Persönlichkeit kennzeichnen. Hier wird eine kleine Auswahl beschrieben, die dem Autor auf Grund seiner Lebenserfahrung als besonders prägend bzw. wichtig erscheinen
(7) In der SZ vom 23/24.02.2008 werden in einem Beitrag unter dem Titel Was Manager von C.G. Jung lernen können die Programme einer Reihe führender Business Schools aufgezählt, in deren Kurse das Thema Selbstreflexion eine große Rolle spielt.
(8) Unter Außenprojektion ist hier der Eindruck gemeint, den ein Mensch auf sein Umfeld macht.
(9) Schubert; G. Schlüsselqualifikationen (SQ): Strategische Instrumente (m)einer Karrieregestaltung). Klaus Resch Verlag; Unternehmen stellen sich vor.
(10) SQ21 Glossar Florian Gayk 2005 8/18 man, was die Lösung des Problems ist; ... SQ21
(11) Quelle: http: //www.die-corps.de/
(12) Hinweise dazu finden Sie auf meiner Home page www.bewerben-mit-pep.de