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Studienschwerpunkt Human Resource Management

Ein Beitrag von Prof. Dr. Silvia Föhr, Professur Personalwirtschaftslehre, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Leipzig

Das Studienfach Human Resource Management wird auch unter den Begriffen Personalwirtschaftslehre bzw. Personalmanagement angeboten. Es ist typischerweise den Studiengängen der Betriebswirtschaftslehre bzw. Wirtschaftswissenschaften zugeordnet.

Inhaltlich befasst sich das Human Resource Management mit allen Aufgaben, die sich im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in privatwirtschaftlichen oder auch öffentlichen Unternehmen ergeben. Dazu gehören die Personalplanung, die Personalsuche und -auswahl (»Recruiting«), die Arbeitsvertragsgestaltung, der Personaleinsatz im Hinblick auf den Arbeitsort und die Arbeitszeit, die Personalentwicklung in Form von Aus- und Weiterbildung, das Entgeltmanagement und die Personalfreisetzung. Schließlich gehören Aufgaben der Personalführung zum Untersuchungsobjekt. Aktuelle Themen sind die Work Life Balance-Ansätze, das Diversity Management, die Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels für die Beschäftigungssituation in Unternehmen oder insgesamt ein nachhaltiges Personalmanagement.

Die wissenschaftliche Analysebasis kann aus der Psychologie bzw. den Verhaltenswissenschaften, der Soziologie und insbesondere der Ökonomie bzw. Betriebswirtschaftslehre stammen. Verhaltenswissenschaftliche Ansätze befassen sich u. a. mit der Mitarbeitermotivation, wie man diese messen und mit welchen Instrumenten sie zu steigern ist.

»Empfehlenswerte Ergänzungen für den Schwerpunkt sind die Gebiete Organisation, Unternehmensführung, Marketing und Arbeitsrecht.«

Die Soziologie untersucht im Zusammenhang mit Personalfragen das Zusammenwirken von Menschen in Gruppen. Ökonomische oder betriebswirtschaftliche Analysen prüfen den Einsatz der Human Ressourcen im Hinblick auf die Effizienz der Ressourcenverwendung, also ob das zur Verfügung stehende Personal ein optimales Arbeitsergebnis erbringt und wie dies zu beeinflussen ist. Im weiteren Umfeld gehören die Rechtswissenschaften (Arbeitsrecht), die Arbeitsmarktforschung und die Arbeitsmedizin zur wissenschaftlichen Basis. Es gibt zahlreiche Studienmöglichkeiten des Human Resource Management in Deutschland, das an Universitäten, an Fachhochschulen und Berufsakademien angeboten wird. Dazu kommen viele Angebote an ausländischen Hochschulen, an denen vorwiegend Spezialisierungsmöglichkeiten vertieft werden können. Grundlagen des Human Resource Management werden bereits in Bachelorstudiengängen Wirtschaftswissenschaften bzw. Betriebswirtschaftslehre angeboten, jedoch findet eine umfassende Vertiefung meist erst in Schwerpunkten von Masterstudiengängen der Betriebswirtschaftslehre oder in einem eigenen Masterstudiengang statt. Empfehlenswerte Ergänzungen für den Schwerpunkt sind die Gebiete Organisation, Unternehmensführung, Marketing und Arbeitsrecht.

Die beruflichen Perspektiven im Personalbereich sind für Masterabsolventen aufgrund der vertieften Kenntnisse etwas besser als für Bachelorabsolventen. Unternehmen bieten aber auch Bachelorabsolventen Einstiegsmöglichkeiten mit umfangreichen Einarbeitungsprogrammen. Die typischen Berufsbilder in der Praxis gliedern sich grob in Personalsachbearbeiter, Personalreferenten / -assistenten, Trainees im Personalbereich und Personalleiter. Dazu kommen Tätigkeiten im Bereich der Personaldienstleistungen, z. B. als Personalberater oder Personalvermittler. Während Personalsachbearbeiter hauptsächlich ausführende, verwaltende Tätigkeiten in den o. g. Personalfunktionen übernehmen und somit für den Einstieg aus dem Bachelor- oder Masterstudium nicht mehr geeignet sind, ist das Aufgabengebiet der Personalreferenten anspruchsvoller und breiter. Sie beschäftigen sich mit der Personalplanung, aus der u. a. Personalbedarfe abgeleitet werden. Dazu kommen Aufgaben im Recruiting, also die Suche nach und die Auswahl von neuen Mitarbeitern, und im Verwaltungsbereich, z. B. im Personaleinsatz oder in der Lohn- und Gehaltsabrechnung. Auch die Felder der Personalentwicklung, insbesondere Ausbildung oder Weiterbildungsangebote, und der Personalfreisetzung fallen in dieses Berufsbild. Während die Stelle eines Personalreferenten den Direkteinstieg markiert, ist ein Trainee im Personalbereich eine zeitlich befristete Position, auf der man in kurzen Intervallen viele verschiedene oder sogar alle Personalaufgaben kennenlernt.

»Die Personaldienstleistungen gewinnen am Arbeitsmarkt stetig an Bedeutung.«

Das ein- bis zweijährige Trainee- Programm dient zum einen der Qualifikation des neuen Mitarbeiters, zum anderen aber auch zur Informationsgewinnung über den Trainee, um ihn bzw. sie später in eine Referentenposition oder in einem weiterführenden Führungskräftenachwuchsprogramm zu platzieren.

Personal - Universität Leipzig › Pressestelle der Universität Leipzig/Sven Reichhold Campus Augustusplatz Augusteum

Eine Fach- oder Führungskarriere im Personalbereich kann entsprechend der Anzahl der Hierarchieebenen zur Position eines Personalleiters, der die gesamte Personalarbeit im Unternehmen verantwortet, führen. Bei allen Tätigkeiten steht der Umgang mit den Mitarbeitern im Fokus, so dass neben den fachlichen und methodischen Kompetenzen insbesondere die sozialen Kompetenzen, wie z. B. die Kommunikations- und Teamfähigkeit, zum Berufsbild gehören. Die Personaldienstleistungen gewinnen am Arbeitsmarkt stetig an Bedeutung.

Die Personaldienstleister werden sich nach einer Einarbeitungsphase auf bestimmte Personalfunktionen spezialisieren. Während die Personalberatung ein eher breites Spektrum umfasst und Unternehmen als Kunden in Personalangelegenheiten unterstützt, ist ein Personalvermittler auf die Suche und ggf. auch Auswahl neuer Mitarbeiter für das Kundenunternehmen spezialisiert. Eine Sonderstellung nehmen bei der Vermittlung die sog. Headhunter ein, die bei der Suche nach (Top-)Führungskräften direkt aktiv werden. Eine weitere, bekannte Personaldienstleistung ist die Arbeitnehmerüberlassung bzw. Zeitarbeit. Diese Dienstleister - die sog. Verleiher - überlassen für einen begrenzten Zeitraum Arbeitnehmer einer gewünschten Qualifikation gegen ein Honorar an das Entleihunternehmen. Bei allen Personaldienstleistungen werden Bachelor- und Masterabsolventen mit personalwirtschaftlichen Kenntnissen eingesetzt.

Zusätzlich wird hinsichtlich der zeitlichen Perspektive zwischen der operativen und der strategischen Personalarbeit unterschieden. Die operative Personalarbeit umfasst eher das sog. Tagesgeschäft. Als Beispiel wäre die Besetzung einer freiwerdenden Stelle zu nennen, für die zunächst eine Stellenanzeige geschaltet wird, die Unterlagen der eingegangenen Bewerbungen gesichtet werden, zum Auswahlverfahren eingeladen und dies durchgeführt bzw. abgeschlossen wird, zu nennen.

»Tendenziell arbeiten im Personalbereich großer Unternehmen eher Spezialisten, in kleinen und mittelständischen eher Generalisten.«

Die strategische Personalarbeit ist direkt den lang- bis mittelfristigen Unternehmensstrategien unterstellt und beschäftigt sich mit Personalfragen, die längerfristig wirksam werden, wie z. B. der Entwurf eines neuen Aus- und Weiterbildungsprogramms oder eines flexiblen Arbeitszeitmodells, ein überarbeitetes Vergütungssystem oder innovative Maßnahmen zur Sicherung der Work Life Balance der Mitarbeiter. Diese Aufgaben erfordern jedoch meist eine mehrjährige Berufserfahrung im operativen Bereich oder werden mit Hilfe einer Assistententätigkeit vorbereitet.

Personal - Universität Leipzig › Pressestelle der Universität Leipzig/Sven Reichhold Campus Augustusplatz Augusteum

Ein weiteres Entscheidungskriterium für die Tätigkeit im Personalbereich ist der Spezialisierungsgrad. Wesentlich hierfür ist die Unternehmensgröße. Tendenziell arbeiten im Personalbereich großer Unternehmen eher Spezialisten, in kleinen und mittelständischen eher Generalisten.

Der Grund dafür ist, dass die Größe der Personalabteilung mit steigender Mitarbeiterzahl wächst. In Großunternehmen bietet sich die Möglichkeit, Personalaufgaben auf mehrere Stellen aufzuteilen, um Spezialisierungseffekte zu nutzen. So können Personalreferentenstellen auf das Recruiting spezialisiert sein, während andere für die Personalplanung, den Personaleinsatz oder die Ausbildungsorganisation zuständig sind. In kleinen und auch in mittelständischen Unternehmen ist die Personalarbeit auf eine oder wenige Stellen konzentriert, so dass die Tätigkeit vielfältiger ist, aber auch breiter und damit unübersichtlicher sein kann.

»In Großunternehmen bietet sich die Möglichkeit, Personalaufgaben auf mehrere Stellen aufzuteilen, um Spezialisierungseffekte zu nutzen.«

Ähnliches gilt für Trainee-Programme, die von großen Unternehmen nicht nur häufiger als von mittelständischen angeboten werden, sondern sich in Großunternehmen auch auf einen beschränkten Bereich der Personalarbeit konzentrieren. Die Arbeitsmarktsituation im Human Resource Management ist für Absolventen vergleichsweise günstig. Dies gilt nicht nur für den wachsenden Sektor der Personaldienstleistungen, sondern auch für die stabile bzw. steigende Bedeutung der Personalarbeit in privatwirtschaftlichen und öffentlichen Unternehmen sowie in der öffentlichen Verwaltung. Gerade auf Letztere kommen große Herausforderungen zu, da angesichts eines hohen Durchschnittsalters der Belegschaft im öffentlichen Dienst und gleichzeitig sinkendem Arbeitskräfteangebot in den niedrigen Alterskohorten die Personalbeschaffung zum Engpass wird. Zudem wird die Personalentwicklung in Form von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Anpassung an veränderte Anforderungen durch technologische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und organisatorische Herausforderungen weiterhin an Bedeutung gewinnen.

Kurzvita

Prof. Dr. Silvia Föhr
› Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hannover
› 1991 Promotion zum Dr. rer. pol. an der FU Berlin
› 1996 Habilitation zum Dr. rer. pol. habil. an der Universität Würzburg
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