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Masterstudium im Fachgebiet Marketing – Pflicht oder Kür?

Perspektiven eines Masterstudiums im Fachgebiet Marketing – von Prof. Dr. Ute Ritzerfeld-Zell, Prof. Dr. Ralf Schlottmann, Prof. Dr. Susanne Stark, Hochschule Bochum Fachbereich Wirtschaft

Das betriebswirtschaftliche Bachelorstudium geht dem Ende entgegen – weitermachen mit einem Masterstudium oder schneller Berufseinstieg? Was erwartet Studierende in Masterstudiengängen im Fachgebiet Marketing? Wie wertschätzen Unternehmen die Masterabsolventen? Die Grundlagen sind gelegt – mit dem Bachelorstudiengang verfügt man über ein breites betriebswirtschaftliches Wissen, der direkte Berufseinstieg bietet endlich finanzielle Unabhängigkeit, Berufserfahrung wird gesammelt und erste Karriereschritte werden gemacht. Ein Masterstudium bedeutet nochmals 3 bis 4 Semester Hörsaal, Lernen, Prüfungen – und eine kleine Geldbörse. Aber dafür liefert es mehr Spezialisierung, vertieftes Wissen, einen höheren Abschluss. Was ist für Sie richtig?

In 2015 standen laut Statista ca. 246.000 Bachelorabschlüssen ca. 114.000 Masterabsolventen gegenüber. Für viele naturwissenschaftliche Fächer ist ein Master nahezu Pflicht – im betriebswirtschaftlichen Bereich sieht das anders aus. In einer Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln geben 85% der befragten Unternehmen an, dass ein Bachelor ausreiche. Neben dem Abschluss zähle vor allem Persönlichkeit, Kompetenz und gesammelte Berufserfahrung. Allerdings werden Bachelorabsolventen häufig für vornehmlich operative Tätigkeiten eingestellt. Sie sind jünger, liegen in ihren Einstiegsgehältern rund 16% unter den Masterberufseinsteigern, mit hoher Flexibilität wachsen sie schnell in die Unternehmensstruktur und -kultur hinein. Wird jedoch Nachwuchs eingestellt, der mittel- bis langfristig eher im strategischen Aufgabenbereich im gehobenen Management tätig werden soll, bevorzugt man Masterabsolventen.

Im Wintersemester 2015/16 hat ca. eine halbe Million junger Menschen ein Studium aufgenommen – ca. 190.000 in den Fachbereichen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, ca. 20% waren Masterstudierende (laut Statista). Masterstudiengänge werden immer beliebter, die Hochschulen stecken viel Engagement in ihre Konzeptionen. Der Trend geht zu einer immer ausdifferenzierteren Struktur mit hoher Spezialisierung. Die Vielfalt der Masterstudiengänge wächst, inzwischen bieten Fachhochschulen und Universitäten mehr Master- als Bachelorstudiengänge an. Die Anzahl an Studienplätzen im Masterbereich ist jedoch begrenzt. Die Hochschulen setzen auf eine intensive, hoch spezialisierte Ausbildung, was in kleineren Gruppen besser zu realisieren ist als in Massenveranstaltungen. Bevorzugte Lehrform ist ein seminaristischer Unterricht mit starker Fallstudienorientierung, gemeinsames Arbeiten an Projekten hat einen hohen Stellenwert. Die Studieninhalte bei Masterprogrammen sind je nach Spezialisierung vielfältig: Themen können die Erarbeitung und Evaluierung von Marketing- und Vertriebskonzepten, die Internationalisierung, Analysen des Konsumentenverhaltens sowie quantitative und qualitative Datenerhebungen oder die Anwendung von kommunikationswissenschaftlichen Theorien für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen über verschiedene Medien sein. Außerdem werden häufig Spezialisierungsfächer wie zum Beispiel Online- oder Dienstleistungsmarketing angeboten. Ergänzend finden Veranstaltungen zu Themen wie Personalmanagement, Innovation und Controlling statt. Neben der Vertiefung des fachlichen Wissens können im Masterstudium auch entscheidende Soft Skills weiter ausgebaut werden, vor allem durch Präsentationen, Teamarbeit und praxisnahe Projekte.

Grundlegende Bereitschaft und Fähigkeit zur Teamarbeit, zum interaktiven Lernen, Selbststudium und Fähigkeit zur Eigenorganisation werden vorausgesetzt. Die Studierenden sollten Freude am Lernen, an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und hohe Motivation mitbringen. Die Masterstudierenden weisen zumeist eine hohe Mobilität auf – sie suchen sich gezielt aus dem vielfältigen Angebot die Vertiefungsrichtung aus, die dem persönlichen Interesse entspricht. Dafür nehmen sie weite Wege bzw. Studienorte fern der Heimat gerne in Kauf. Heterogene Gruppen bzgl. der Ausbildungsschwerpunkte im Bachelorstudiengang ebenso wie bzgl. der regionalen Herkunft der Studierenden sind die Regel. Offenheit und Interesse am Neuen sind obligat.

Für welche Berufsfelder empfiehlt sich nun ein Masterstudium? Für Karrieren in der Wissenschaft mit oder ohne Promotion ist der Master Voraussetzung. Strebt man im Unternehmen eine Führungsposition an und will vorwiegend im strategischen Bereich arbeiten, sollte man ebenfalls in den meisten Fällen einen Masterabschluss haben. Auch einige Trainee-Stellen bei renommierten Unternehmen akzeptieren ausschließlich Masterabsolventen. Im Marketing und zunehmend auch im Vertrieb findet seit geraumer Zeit eine Akademisierung statt, sodass vermehrt Masterabsolventen auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Dabei ist Marketing und Vertrieb nicht branchenspezifisch begrenzt – ob im B2B- oder B2C-Sektor, ob im produzierenden Gewerbe oder bei Dienstleistern, Stellenangebote finden sich übergreifend.

Zurzeit liegen die Einstiegsgehälter für Masterabsolventen im Marketing im Vergleich zu anderen betriebswirtschaftlichen Absolventen recht niedrig, bei durchschnittlich 40.000 Euro p.a. – mit starken Schwankungen je nach Einstellungsart (Trainee oder Direkteinstieg) und nach Branche sowie Region. Doch die Entwicklungsperspektiven sind attraktiv: nach fünf Jahren ist das Gehalt im Durchschnitt um 50% höher als beim Einstieg.

Eine allgemeine Empfehlung ob »Master – ja oder nein?« ist weder möglich noch sinnvoll. Grundsätzlich gilt: Ausschlaggebend sind die eigenen Berufsvorstellungen – wo will man langfristig hin? Sieht man sich auf Ebene der Entscheider, will man strategische Verantwortung übernehmen, strebt man eine Wissenschaftskarriere an? Oder ist eher eine verstärkt operativ geprägte Tätigkeit mit Karriereoption kurz und mittelfristig bis ins mittlere Management das Ziel? Zudem: Wie sind die Erfahrungen aus dem Bachelorstudium – haben das Lernen und der Wissenszuwachs Freude gemacht, hat man gerne studiert? Schließlich: Viele Masterstudiengänge haben hohe Eingangsvoraussetzungen – die sich in der Regel nicht nur auf die erzielten Noten (NC meist unter 2,5 – teilweise gar im Einser-Bereich) richten, sondern auch bestimmte Anforderungen wie beispielsweise eine gewisse Anzahl VWL-Credits oder Nachweise englischer Sprachkenntnisse beinhalten.

Fazit: Ein Masterstudiengang Marketing bietet interessante Vertiefungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten und stellt hohe Anforderungen an die Studierenden. Eigeninitiative und Selbstorganisation in individualisierten Studiengängen sind entscheidende Stichworte, projektbezogenes Arbeiten in heterogenen Teams bietet spannende Inhalte. Nach der Pflicht erleben die Studierenden hier die Kür. Man darf allerdings nicht vergessen – über die strenge Auswahl – zumeist ist die Abschlussnote des Bachelorstudiengangs ein entscheidendes Kriterium – studiert man hier unter den Besten. Motivation und hohe Einsatzbereitschaft sind Voraussetzung. Für alle Unentschlossenen oder diejenigen, die nach dem Bachelorstudium erstmal »Praxis-Hunger« haben, gilt: eine Entscheidung gegen den Master ist nicht endgültig. Zum einen bietet eine wachsende Zahl an MBA-Studiengängen berufsbegleitende Master an. Oft beteiligen sich Unternehmen an diesen Weiter-Qualifikationsprogrammen für besonders engagierte Mitarbeiter finanziell bei den in der Regel anfallenden Studiengebühren oder bieten weitere Unterstützungsleistungen wie beispielsweise Freistellungen an. Zum anderen kann selbst ein vorübergehender Ausstieg aus der begonnenen Karriere zwecks Aufnahme eines Masterstudiums ein attraktives Modell sein, um auf Basis der ersten gesammelten Erfahrungen den weiteren Berufsweg zielgerichtet zu planen.

Marketing - Hochschule Bochum Zu den Autor*innen:

Dr. Ute Ritzerfeld-Zell (Mitte) – Professorin für Marketing an der Hochschule Bochum, Schwerpunkte in den Bereichen B2B-Marketing und Onlinemarketing

Dr. Ralf Schlottmann (rechts) – Professor für Marketing an der Hochschule Bochum, Schwerpunkt Vertriebsmanagement

Dr. Susanne Stark (links) – Professorin für Marketing an der Hochschule Bochum, Schwerpunkte im Bereich Nachhaltigkeitsorientiertem Marketing und Genderforschung

Weiterführende Infos zum Masterstudiengang:
www.hochschule-bochum.de/fbw/uebersicht/

Kurzvita

Dr. Ute Ritzerfeld-Zell: Praxistätigkeit in der internen Unternehmensberatung sowie der strategischen Planung in den Bereichen Dienstleistungen und Großhandel, Professorin an der Hochschule Bochum seit 1997.

Kurzvita

Dr. Ralf Schlottmann: Praxistätigkeit in der strategischen Unternehmensberatung und im Vertriebsbereich in der Kommunikationsindustrie, Professor an der Hochschule Bochum seit 2012.

Kurzvita

Dr. Susanne Stark: Praxistätigkeit im Produktmanagement in der Lebensmittelindustrie sowie in der Marktforschung, Professorin an der Hochschule Bochum seit 1994.
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Die Hochschule Bochum berichtet über die Karriere als Master im Marketing!

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