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Forschungsmaster - Studieren am Puls der Forschung

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Andreas Kolb und Prof. Dr.-Ing. Peter Haring Bolívar, Universität Siegen

Der Masterabschluss gilt häufig als »Diplomersatz« und damit als Regelabschluss für eine industrielle oder eine wissenschaftliche Karriere. Das Konzept des »Forschungsmasters« in Elektrotechnik oder Informatik an der Universität Siegen reicht darüber hinaus. Es verknüpft die Masterausbildung eng mit konkreten Forschungsprojekten und bietet Studierenden ein ideales Sprungbrett für eine wissenschaftliche Karriere.

Elektrotechnik und Informatik bilden die technologischen Säulen der modernen Informationsgesellschaft und stellen bedeutende Querschnittstechnologien für die deutsche Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft dar. Die Lösung aktueller und zukünftiger Herausforderungen in nahezu allen aktuellen gesellschaftlichen Fragen, wie z.B. nachhaltige Energie, alternde Gesellschaft und Sicherheit erfordert ein enges Zusammenwirken der Elektrotechnik und der Informatik mit weiteren technologischen und wirtschaftlichen Bereichen. Für diese Integrationsarbeit werden Führungskräfte mit der Qualifikation eines Masters oder einer Promotion benötigt, die auf Basis eines soliden Fachwissens diese Vernetzungsleistung erbringen können.

»Im Diskussionsfokus der letzten Jahre standen die Vor- und vor allem die Nachteile des neuen Systems.«

Die Umstellung der »alten« Diplom- und Magister-Studiengänge auf das aus dem englischsprachigen Raum bekannte zweistufige Modell des Bachelor- und Master-Studiums im Rahmen des Bologna-Prozesses hat das deutsche Hochschulwesen grundlegend verändert. Im Diskussionsfokus der letzten Jahre standen die Vor- und vor allem die Nachteile des neuen Systems. Ein Hauptkritikpunkt bestand in der zunehmenden Verschulung des höheren Bildungssystems. Diese führe bzw. führt zu engen Vorgaben für die Studienplanung und wirkt sich unter anderem negativ auf die Wahlmöglichkeiten, auf die Kompetenzentwicklung sowie auf die Verzahnung von Theorie und Praxis aus.1 Zudem wird aufgrund der spezifischen Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland eine Verschiebung des Augenmerks weg von der Allgemeinbildung hin zur »Beschäftigungsfähigkeit der Hochschulabsolventen« diagnostiziert, die eine »fast vollständige Transformation des universitären Auftrags nach sich gezogen« hat.

Chip Das Department für Elektrotechnik und Informatik der Universität Siegen hat intensiv über diese Entwicklung nachgedacht. Im Blickpunkt stand dabei die Frage, ob und wie die im angloamerikanischen Raum sehr verbreitete, aber in Deutschland relativ selten vorzufindende enge Verzahnung von Forschung und Lehre in geeigneter Form in ein Modell eines »Forschungsmaster«-Studiengangs umgesetzt werden kann. Ziel ist, ein attraktives Studienmodell anzubieten, das stärker forschungsorientiert ausgerichtet ist und das die Studierenden bereits im Master optimal auf eine anschließende Promotion und eine mögliche spätere wissenschaftliche Karriere vorbereitet. Besonders begabte Bachelorabsolventen erhalten die Möglichkeit, die Studienleistungen des Schwerpunktstudiums innerhalb des Masterstudiengangs durch aktive Mitarbeit in einem Forschungsprojekt sowie durch individuell ausgewählte, auf dieses Projekt abgestimmte weitere Wahlmodule zu absolvieren. Auf diese Weise wird ein anspruchsvolles, direkt auf wissenschaftliches Arbeiten und damit auf ein mögliches nachfolgendes Promotionsprogramm abzielendes Masterstudium möglich. Im Gegensatz zum Modell eines integrierten Master-Promotionsprogramms, bei dem nach dem Bachelorabschluss direkt die Promotion angestrebt wird, besteht beim »Forschungsmaster « keine Bindung an die Promotion, d.h. der Masterabschluss ist keine »Promotion dritter Klasse«

»Das entwickelte Forschungskonzept wird im Laufe des Studiums in wesentlichen Teilen auch praktisch umgesetzt.«

Zur klaren Profilierung wird das Siegener Modell des Forschungsmasters in der Elektrotechnik »James Clerk Maxwell« und in der Informatik »Alan Turing« genannt. Das Modell sieht zum einen eine Stärkung der Grundlagen vor, die im Zuge des Bologna-Prozesses und der Verpflichtung einer berufsqualifizierenden Bachelorausbildung nicht vollständig in einem 6-semestrigen Bachelorstudium untergebracht werden können. Zum anderen erhält der Forschungsaspekt bereits von Studienbeginn an Gewicht. So wird eine streng wissenschaftliche Arbeitsweise z.B. in Form eines Forschungsseminars praktiziert, bei dem auf der Basis einer grob abgesteckten Forschungsfrage und einer intensiven Literaturrecherche ein erstes Forschungskonzept erstellt wird. Der Masterstudent erarbeitet in enger Zusammenarbeit mit dem betreuenden Lehrstuhl das Forschungsthema sowie ein darauf abgestimmtes Studienprogramm. Dieses wird über den weiteren Studienverlauf hinweg fortentwickelt. Das Forschungsthema, in dem sich der Masterstudent engagiert, ist in aller Regel mit einem aktiven Forschungsprojekt des Lehrstuhls verknüpft. Das entwickelte Forschungskonzept wird im Laufe des Studiums in wesentlichen Teilen auch praktisch umgesetzt und - sofern möglich - in das Forschungsprojekt des Lehrstuhls integriert. Ein striktes Augenmerk gilt einer nicht zu engen Kopplung zwischen den »harten« Zielen des Forschungsprojekts und der Arbeit des/der Studierenden, um eine gesunde Balance zwischen der gewünschten Gestaltungsfreiheit für den Studierenden und dem Forschungsbezug zu wahren.

»Cloud Computing, mobile Apps und IT-Security sind zurzeit sehr gefragt und bieten zahlreiche Jobs für Informatiker.«

Simuliertes Wachstum


Das inhaltliche Angebot für einen Siegener Forschungsmaster ist sehr breit gefächert und deckt in der Elektrotechnik die Bereiche Automatisierungs- und Energietechnik, Nachrichten- und Kommunikationstechnik sowie Mikrosystemtechnik ab. In der Informatik umfasst das Themenspektrum Vertiefungen in Medizininformatik, Softwaretechnik, theoretischer Informatik und Visual Computing. Besonders reizvoll ist hierbei die Verknüpfung zwischen der Sensorentwicklung und der Verarbeitung und Visualisierung von Sensordaten. Dieses Themenfeld wird intensiv im Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Graduiertenkollegs (GRK) »Imaging New Modalities« erforscht. Das Besondere am Forschungskonzept besteht in der expliziten Einbindung von Forschungsstudierenden in das Promotionsprogramm. Diese werden finanziell unterstützt, da sie als studentische Hilfskräfte langfristig in die Forschungsprojekte des am GRK beteiligten und betreuenden Lehrstuhls beschäftigt und integriert werden können. Hier finden die Konzepte des Siegener Forschungsmasters und der frühen Einbindung in einen größeren, koordinierten Forschungskontext in idealer Weise zusammen. Diese vertiefte Teilhabe, die neben dem eigenen Forschungsthema als eingebettete Tätigkeit stattfindet, fördert die Bildung zusätzlicher Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder verantwortliches Handeln und Zeitmanagement.

Berufsfelder

Das Berufsfeld eines Informatikers ist von je her interdisziplinär angelegt und die Beschäftigungsaussichten sind nach wie vor exzellent.

»Viele Sektoren bieten Stellen für Informatiker an.«

So wird das Umsatzplus für die IT-Unternehmen im Jahre 2013 auf 4,5 Prozent geschätzt, wobei die positive Entwicklung in den nächsten Jahren voraussichtlich anhalten wird. Bernhard Rohleder, Generaldirektor des BITKOM, merkt an: »Sogar auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise gibt es in Deutschland 20.000 offene Stellenangebote für Informatiker«.

Viele Sektoren bieten Stellen für Informatiker an. Die größten bleiben hier Software-Unternehmen und die Bankbranche. Mehrere Marktsegmente wie Cloud Computing, Mobile Apps und IT-Security sind zurzeit sehr gefragt und bieten zahlreiche Jobs für Informatiker. Hardware- und Sensornahe Softwareentwicklung gewinnt gerade im Automotiv-Bereich eine große Dynamik, die Informatikern mit entsprechendem Hintergrund ideale Joboptionen bieten.
Prof. Dr.-Ing. Andreas Kolb

Kurzvita

Andreas Kolb studierte 1986-1992 Mathematik an der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte im Anschluss an derselben Universität im Bereich Informatik mit Schwerpunk Computergraphik im Jahre 1995. Nach einer dreijährigen Industriephase beim debis Systemhaus war er von 1998 bis 2003 Professor für Computergraphik und Virtuelle Realität an der Fachhochschule Wedel. Seit Oktober 2003 hat er den Lehrstuhl für Computergraphik und Multimediasysteme an der Universität Siegen inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der echtzeitfähigen Sensordatenverarbeitung und -visualisierung. Seit 2009 ist er Sprecher des DFG-finanzierten Graduiertenkollegs »Imaging New Modalities« (GRK 1564). Zwischen 2011 und Anfang 2015 fungierte er als Prodekan für Forschung an der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität Siegen.
Prof. Dr.-Ing. Peter Haring Bolivar

Kurzvita

Peter Haring Bolivar, 1969 in Mexiko-Stadt, Mexiko, geboren, studierte 1987-1992 Elektrotechnik an der RWTH Aachen. 1992-1993 fungierte er als Leiter der Rettungsgeräteabteilung von Nautica Diesel Europea in Mexiko-Stadt. Zwischen 1993 und 1996 folgte die Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Halbleitertechnik der RWTH Aachen. Er erforschte konjugierte Polymere und Femtosekundendynamik in Halbleitern. Nach seiner Promotion leitete er von 1997-2001 die THz Abteilung des Instituts für Halbleitertechnik der RWTH Aachen. Von 2001-2004 war er Oberingenieur der gleichen Institution mit Aktivitäten in der Optoelektronik, Ultraschnellen Dynamik in Quantenstrukturen, Terahertz Technologie, optische Datenspeicherung und Nanotechnologie. Er leitet seit Oktober 2004 das Instituts für Höchstfrequenztechnik und Quantenelektronik der Universität Siegen. Seit 2008 ist er zudem Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs derselben Institution.
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