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Architekt - der schöne Beruf

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Matthias Sieveke, Architekt BDA

Architektur beeinflusst in vielerlei Hinsicht die Qualität unseres Lebensraumes sowohl im Kontext Stadt, im einzelnen Bauwerk als auch im Gebäudedetail.

»Architektur ist Wissen um die Technik, Empfänglichkeit gegenüber der künstlerischen Seite der Angelegenheit.« Arne Jacobsen

Faktoren wie Kontext, Proportion, Dimension, Material, Farbe und Licht etc. beeinflussen unser persönliches Empfinden. Die kulturellen, psychologischen und sozialen Aspekte des »Lebensraumes« des Menschen sollen benannt und in der Arbeit des Architekten berücksichtigt werden.

Bauingenieurwesen - Hochschule Trier Darüber hinaus ist es erforderlich, dass Architektinnen und Architekten die wesentlichen Aspekte des Bauens und der Bauschaffenden kennen. Denk- und Handlungsweisen der Technikwissenschaften müssen verstanden werden und diese im kreativen Entwurfsprozess zu sinnvollen Lösungen zusammengeführt werden.

»Der Beruf des Architekten ist eine abenteuerliche Tätigkeit: Ein Grenzberuf in der Schwebe zwischen Kunst und Wissenschaft, auf dem Grat zwischen Erfindung und Gedächtnis, zwischen dem Mut zur Modernität und der Achtung der Tradition.«

Bauingenieurwesen - Hochschule Trier › Entwurf »AUTOBAHN«, HS Trier

Renzo Piano: Mein Architektur- Logbuch 1997 Wie kaum eine andere Profession vereinigt Architektur klassisches Handwerk und neue Technologien mit kultureller Wahrnehmung und intellektueller Auseinandersetzung mit dem Ziel, baukulturelle Beiträge zu leisten.

Die Realität, der Markt

Das Studium der Architektur gehört zu den begehrten Studienfächern. Kreativität, Technik, Sozial- und Kulturwissenschaften werden im Studium thematisiert und im Entwurf zusammengeführt.

In Deutschland sind ca. 30.000 Architekturbüros und mehr als 130.000 Architekten registriert. Hierzu gehören alle kammerfähigen Architekten, freiberuflich Tätige, Angestellte und Beamte. Umgerechnet kommen auf 100.000 Einwohner 148 Architekten. Werden diese Zahlen rein quantitativ mit denen des benachbarten Auslandes verglichen, so werden Größenverhältnisse zu Ungunsten des deutschen Architektenmarktes deutlich.

In der Europäischen Union kommen im Durchschnitt 88 Architekten auf 100.000 Einwohner, beispielsweise in der Schweiz 70 auf 100.000 Einwohner und in Frankreich nur 46 Architekten auf 100.000 Einwohner. Alle an Deutschland angrenzenden Staaten weisen ein besseres Verhältnis Architekten zu Einwohnern auf.

Rein quantitativ werden in Deutschland zu viele Architekten ausgebildet. Aber ist jeder, der ausgebildet wird, dann auch wirklich Architekt, bzw. besitzt jemand der Architektur studiert hat, die Fähigkeit, in diesem Beruf bestehen zu können? »Wer aber mit der Architekturlehre zu tun hat, weiß, dass die Anzahl der angehenden Architekten, die über ein wirklich großes gestalterischen Können verfügt, ähnlich ausfällt wie bei den Künstlern: nicht mehr als wenige Prozentpunkte, maximal zwei bis fünf in jedem Jahrgang, werden sich in ihrem Beruf im Sinne einer Karriere als Architekt wirklich durchsetzen« (s. Reinders »Brauchen wir noch Architekten«) Schauen wir uns die Entwicklung unserer Städte an, so wird Architektur als Kulturbegriff immer mehr verdrängt. Handlungsunwillige Politiker, Investoren, Kosten- und Zeitmanager, redegewandte aber minderbegabte Bauschaffende, die dem Profit dienend auf jeden zeitgeistigen Gaul springen, bestimmen Entwicklung und Setzung im Baubereich.

Von daher werden die maximal 5 Prozent talentierter Architekten eines jeden Jahrganges dringend benötigt. Es gilt diese 5 Prozent durch spezielle Förderung und Ausbildung zu stützen und ihre Zahl anzuheben. Zukünftig sollte nicht eine breite, durchschnittliche Absolventenmasse als Architekten zugelassen werden, sondern talentierte, dem Kulturbegriff verpflichtete Architekten.

»Wann nennen wir ein menschliches Gesicht schön?«

»Das Schlagwort ›das Zweckmäßige ist auch schön‹ ist nur zur Hälfte wahr. Wann nennen wir ein menschliches Gesicht schön? Die Teile eines jeden Gesichts dienen einem Zweck, aber nur wenn sie vollkommen sind in Form, Farbe und wohlausgewogener Harmonie, verdient das Gesicht den Ehrentitel ›schön‹. Das gleiche gilt für die Architektur. Nur vollkommene Harmonie in der technischen Zweck-Funktion sowie in den Proportionen der Formen kann Schönheit hervorbringen. Und das macht unsere Aufgabe so vielseitig und kompliziert. « (Walter Gropius: 1955 in: Architektur)

Bauingenieurwesen - Hochschule Trier › Entwurf »Fuß- und Radwegesteg«, HS Trier

Die Differenzierung der klassischen Architektenausbildung in (Fach)- Hochschule, Akademie und Universität hat sich in den letzten Jahren durch die Umstellung auf das Bachelor- und Masterstudiensystem zunehmend angeglichen. Die kreativ, konzeptionelle Architekturausbildung ist an allen 3 Hochschultypen vergleichbar und sehr stark durch das Profil der einzelnen Lehrenden und deren Engagement geprägt.

Der Beruf des Architekten verlangt nach engagierten, intelligenten Persönlichkeiten mit der Fähigkeit zu überzeugen.

Studieren in der Bachelor- und Masterwelt

Im Bachelor- und Masterprogramm werden keine Fächer, sondern Module belegt.

Die Gewichtung eines einzelnen Moduls in dem europäischen Studiensystem, das das Diplomstudium abgelöst hat, wird durch das »ECTS-Bewertungssystem« geregelt.

»Die Ziele sind durchaus lobenswert: Austausch, Auslandsaufenthalt und Orientierung im Studienablauf.«

Das European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) soll sicherstellen, dass die Leistungen von Studenten an Hochschulen des Europäischen Hochschulraumes vergleichbar und bei einem Wechsel von einer Hochschule zur anderen, auch grenzüberschreitend, anrechenbar sind. Je Semester sollen 30 ECTS erreicht werden. Die Ziele sind durchaus lobenswert: Austausch, Auslandsaufenthalt und Orientierung im Studienablauf. Der Alltag aber verlangt nach straffer Planung, ein Studieren nur nach Interesse und Neigung ist, so schade es ist, schwierig geworden.

Bauingenieurwesen - Hochschule Trier › Entwurf »Revitalisierung Lokrichthalle« HS Trier

Das grundständige, je nach implementierter Praxisphase, sechs- bis achtsemestrige Bachelorstudium soll den Einstieg in die Methodik des Entwerfens und Konstruierens, vor allem jedoch die Neugierde am steten Hinterfragen, Verwerfen und Neubeginnen wecken. Es führt zu einem ersten akademischen Abschluss, der für ein weiterführendes Masterstudium qualifiziert. Die Kammerzulassung als Architekt wird von den einzelnen Länderkammern geregelt und innerhalb Deutschlands unterschiedlich gehandhabt. Im europäischen Kontext sind entsprechend den UNESCO/UIA-Standards, mindestens 10 Studiensemester zum Kammereintrag notwendig. Auch für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst sind 10 Semester Studium erforderlich.

Trier (Augusta Treverorum), von den Römern gegründet, zweitausend Jahre Kultur- und Baugeschichte, geographisch in der Mitte Europas verortet. 100.000 Einwohner, davon über 20.000 Studenten an zwei Hochschulen, mildes Klima und Weinbau. Das sind die Rahmenbedingungen, die einer Architekturschule mit einer 100-jährigen Geschichte Basis geben.

Architektinnen und Architekten sind dem gesellschaftlichen Auftrag nach Baukultur ebenso verpflichtet, wie der Weiterentwicklung architektonischer Gestaltung unter Anwendung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, technischer Entwicklungen und nicht zuletzt gestalt- und raumgebender Faktoren. Vor diesem Hintergrund hat die Fachrichtung Architektur im Rahmen des Bachelor- und Masterreformprozesses neue Ausbildungsinhalte in Ergänzung zu anerkannten Themen auf Grundlage der europäischen Architektenqualifikation »Architect´s council of Europe« umgesetzt. Die Architekturausbildung in Trier ist eingebettet in das Netzwerk und die Infrastruktur aller Gestaltungsdisziplinen der Hochschule. Interdisziplinäre Ausbildungselemente aus der Vielschichtigkeit gestaltender- und formgebender Studiengänge ergänzen die Kernausbildung und Methodenkompetenz der Architektur. Die bauliche Entwicklung eines innerstädtischen »Campus für Gestaltung an der Hochschule Trier« ist die zeitgemäße Konsequenz eines interdisziplinären Ausbildungsansatzes.

Bauingenieurwesen - Hochschule Trier › Entwurf »Berlins alternative Nachbarschaftsgärten« HS Trier

Durch das »Trierer Modell« eröffnen wir unseren Absolventen den Zugang zu internationalen hochrangigen Architekturarbeitsplätzen. Das Architekturstudium an der Hochschule Trier im Bachelor und noch mehr im Masterprogramm ist gekennzeichnet durch einen hohen Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden. Der Zugang zu den Dozenten erfolgt unmittelbar in gleichberechtigter Diskussion und flacher Hierarchie, der persönliche Diskurs

»In den vier Semestern des Masterstudiums Architektur werden die kreativen Stärken der Studierenden individuell gefördert.«

wird unterstützt. Ein Team an ProfessorInnen und Lehrenden aus Architektur, Kunst, Technik und Wissenschaft versucht, die kreativen und analytischen Potentiale der Studenten herauszuarbeiten und zu neuen gestalterischen und entwurflichen Ansätzen zu führen. Die Diskussions- und Arbeitsatmosphäre wird bis zu den selbstverwalteten Atelierräumen der Studierenden weitergeführt. Sie bieten Platz für Diskussion, Treffpunkt, Austausch und das individuelle Arbeiten. Arbeitsatmosphäre und Kommunikation fördern das »forschende Lernen«.

In den vier Semestern des Masterstudiums Architektur werden die kreativen Stärken der Studierenden individuell gefördert. Im Studienverlauf werden entwurfliche und baukonstruktive Zusammenhänge an komplexen Objekten und Architekturen im Rahmen eines Projektstudiums bearbeitet. Je nach Aufgabenschwerpunkt erfolgt die Bearbeitung der Entwürfe bis zum architektonischen Detail. Individuelle Schwerpunktsetzungen im Studienablauf des Masterprogramms erlauben Vertiefungen nach Interesse und Neigung. Unser digitales Labor »DIGILAB« hilft, die in den Zeichnungen und am Computer generierten Ideen in haptische Modelle umzusetzen. Gastprofessoren leiten kleine Ateliereinheiten oder werden als Kritiker geladen.

Jährlich stattfindende Symposien mit der Schwerpunktsetzung »Integrale Planung« stellen die Brücke zwischen praktizierenden Architekten und engagierten Studierenden her. Durch differenzierte Schwerpunktsetzungen der Lehr- und Forschungsgebiete wird entsprechend der ganzheitlichen Ausbildung von Planern, Konstrukteuren und Architekten ein zeitgemäßes Ausbildungskonzept angeboten.

Den einzelnen Lehrgebieten zugeordnete talentierte Studierende, die Tutoren, sowie die Fachschaft, unterstützen die Organisation des Lehr- und Laborbetriebes und sind unmittelbarer Ansprechpartner der Studierenden.

Im Rahmen von Exkursionen haben unsere Studierenden die Möglichkeit, die architektonischen Besonderheiten des In- und Auslandes kennenzulernen. In den vergangenen Jahren haben wir u.a. London, Amsterdam, Kopenhagen, Italien, Österreich, die Schweiz und die USA besucht. Engagierte Studierende, die für ein oder zwei Semester als Gast an eine unserer ausländischen Partnerhochschulen- bzw. Universitäten studieren möchten, unterstützen wir gerne.

Ein offenes, zukünftigen architektonischen Entwicklungen positiv gestimmtes Kollegium mit der Bereitschaft individueller Talentförderung sowie gute Stimmung unter den Studierenden sind die Kennzeichen eines Architekturstudiums in Trier.
Bauingenieurwesen - Prof. Dr.-Ing. Matthias Sieveke

Kurzvita

› 1961 Geboren in Lohne/ Oldenburg
› 1981 - 1989 Studium der Architektur in Münster und Stuttgart
› 1989 Dipl.-Ing. (Univ.) am Institut für Entwerfen und Konstruieren, Prof. Dr. (hc) Kurt Ackermann
› 1989 - 1993 Mitarbeit als Architekt im Büro Prof. Dr. (hc) Ackerman und Partner, München
› 1994 - 2000 Wissenschaftlicher Assistent für Forschung und Lehre an der TU München, Lehrstuhl für Gebäudetechnologie, Prof. Dr. (Univ. Rom) Thomas Herzog
› 2000 Promotion zum Dr.-Ing. an der TU- München
› 2000 Patent »Thermischer Fassadenspeicher«
› seit 1996 Eigenständige Studien und Realisierungen als freier Architekt
› seit 2004 Sievke Architekten BDA, www.sieveke-architekten.de,
› seit 2006 Professor für Gebäudetechnologie und Konstruktion, Hochschule Trier
› seit 2013 Sprecher der Fachrichtung Architektur Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten
› Gebäudehülle: Untersuchungen über form- und gestaltbestimmende Prozesse
› Lernformen: Neue Kommunikationsformen und der Einfluss digitaler Medien auf architektonische Raumbildung.
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