Motivationsschreiben - von Unternehmen gewünscht?
Auf Vorträgen zum Thema Bewerben werden wir immer wieder nach der Wichtigkeit eines Motivationsanschreibens gefragt. Hier scheint große Verunsicherung bei Studenten zu herrschen, wenn es um die Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen geht.
Motivationsschreiben noch aktuell?
76% der Personalverantwortlichen beantworteten diese Frage mit ja und nur bei 24% ist ein Motivationsanschreiben nicht mehr aktuell. Die Befürworter argumentieren z.B. mit: ... um das Interesse an unserem Tätigkeitsumfeld zu erkennen. ... in Zeiten der Anonymisierung wird gerade das persönlich formulierte
Motivationsschreiben immer wichtiger. ... bei der Sichtung der Bewerberunterlagen ein wichtiger Punkt die Person und ihre Qualifikation besser einschätzen zu können.
»... über die schlichte Bewerbung und einen tabellarischen Lebenslauf hinaus, ist daraus meist das wesentliche Potential eines Bewerbers erkennbar.«
... wir sehen gerne, in wieweit sich der Bewerber mit dem
Unternehmen und der Stellenausschreibung auseinandergesetzt hat, warum aus seiner Sicht eine Passung besteht. Wir gehen in unserer Arbeit an fast allen Stellen viel mit Texten um, da ist es auch wichtig zu sehen, wie sich ein Bewerber ausdrückt - und letztlich, wie er sich selbst darstellt. Ein nichtssagendes, emotionsloses
Anschreiben sagt etwas über die Motivation der Bewerbung aus. ... es kann die Entscheidung positiv beeinflussen, wenn im Schreiben zusätzliche Details aufgeführt werden, die nicht im CV enthalten sind. ... Argumentation aus Sicht des Bewerbers über Eignung zu Aufgabe/Anforderungen. ... zur besseren Zuordnung im Konzern. Wir erhalten einen ersten Einblick zu dem Bewerber. ... dient der Vorauswahl. U.a. auch, um zu beurteilen, ob die Intension des Bewerbers durch die angebotene Stelle erfüllt werden kann. Wir erkennen, ob sich der Bewerber intensiv Gedanken gemacht hat, weshalb er sich für die ausgeschriebene Position bewirbt.
»... es ist wichtig, beurteilen zu können, aus welcher Motivation heraus ein Bewerber sich auf eine Stelle bewirbt. Das Motivationsschreiben gibt grundsätzlich Aufschluss über sprachliche Ausdrucksfähigkeiten und Argumentationsstärke, aber auch über Kreativität und die Tiefe, in der ein Bewerber sich mit einem Arbeitgeber und der angebotenen Stelle beschäftigt hat.«
Die 24% der Personalverantwortlichen für die ein
Motivationsschreiben nicht mehr aktuell ist, antworteten einstimmig, dass ein MS überflüssig und verzichtbar ist, wenn
Anschreiben und
Lebenslauf vollständig sind. Zusammenfassend kann man sagen, dass Personalverantwortliche weitere Informationen aus den Motivationsanschreiben sammeln können, die keinen Platz im
Anschreiben oder im
Lebenslauf gefunden haben. Hier kannst du als Bewerber punkten, in dem du inhaltlich persönlicher auf die ausgeschriebene Vakanz eingehst und wichtige Argumente für die Eignung benennst. Mit Hilfe des Motivationsanschreibens kannst du wichtige Punkte im
Lebenslauf (die für die Vakanz wichtig sind) näher erläutern und dich somit empfehlen.
Wird ein Motivationsschreiben vorausgesetzt?
31% der Befragten setzen ein
Motivationsschreiben voraus und bei 69% ist es keine Voraussetzung. Generell gibt es keine Pluspunkte für ein nicht angefordertes
Motivationsschreiben - so die übereinstimmende Antwort:
»Generell ist es meistens ein Standard-Schreiben und daher eher ein Mehraufwand beim Überprüfen der Bewerbungsunterlagen. Außer es ist besonders individuell und kreativ gestaltet.«
Dir hier die richtige Empfehlung für das »Für und Wider« eines Motivationsschreibens zu geben hängt ganz von der Vollständigkeit deiner Bewerbungsunterlagen ab. Ein Unternehmensvertreter würde für ein fehlendes MS sogar einen Minuspunkt vergeben:
»Es gibt keine Pluspunkte, wenn eine Bewerbung ein Motivationsschreiben enthält. Es gibt eher Minuspunkte, wenn kein Motivationsschreiben vorhanden ist, da es als Standard für eine vollständige Bewerbung angesehen wird. Ist kein Motivationsschreiben vorhanden wird der Eindruck einer Massenbewerbung erweckt.«
Absolut notwendig ist es, wenn es vom
Unternehmen ausdrücklich verlangt wird bzw. du damit einen wirklichen Mehrwert zu deinen Bewerbungsunterlagen herstellen kannst. Wiederhole nicht, was du bereits im Bewerbungsanschreiben bzw. im
Lebenslauf erläutert hast. Bedenke dabei immer das Personalverantwortliche nur begrenzt Zeit für die Durchsicht deiner Bewerbungsunterlagen haben und überflüssige Informationen diese nur künstlich aufblähen.
Zwingend erforderliche Punkte
Große Einigkeit herrscht bei den
Unternehmen was den Inhalt des Motivationsschreibens anbetrifft, so brachte es ein Unternehmensvertreter auf den Punkt:
»Wie das Wort Motivation schon sagt, die Motivation. Warum will ich diesen Job, dieses Praktikum? Wir wollen wissen, ob jemand für die Arbeit bei uns im Unternehmen brennt.«
Nicht erforderliche Punkte
Dass ein
Motivationsschreiben keine Selbstbeweihräucherung sein soll, kannst du dir sicher denken und sowas möchte auch kein Personalverantwortlicher lesen. Auch das »In den Himmel heben« des angesprochenen Unternehmens ist überflüssig – die
Unternehmen wissen schon selbst, wie gut sie sind und was sie können. Auch, dass es keine Wiederholungen aus
Lebenslauf oder
Bewerbungsschreiben beinhalten soll, versteht sich von selbst.
No-Goes im Motivationsschreiben
Absolute No-Goes sind extremistische und politische Bewertungen, Verletzungen der Grundwerte und Diffamierungen Dritter – solche Äußerungen sollte man fein für sich behalten – gilt im Übrigen auch für das reale Leben. Weitere No-Goes: › die falsche Ansprache des Personalverantwortlichen und des Firmennamens (offensichtliche Verwendung von Musteranschreiben) › leere Floskeln und allgemeine Skills hintereinander aufgelistet ohne Bezug auf die Stellenausschreibung › zahlreiche Rechtschreibfehler ,leblose, austauschbare Texte, salopper Schreibstil
Fazit
Ob du ein
Motivationsschreiben zu deinen Unterlagen beilegst, hängt im Wesentlichen davon ab, ob du zum
Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben noch etwas ergänzen bzw. erklären willst. Die Personalverantwortlichen wünschen sich hier eine DIN A4-Seite (maximal 2 Seiten), die fehlerfrei eine Schnellübersicht über dich als Bewerber liefert und kein Roman ist – wie motiviert bist DU?
zuletzt aktualisiert am 20.05.2018