Erfolgreich das Assessment-Center absolvieren
Die Zeiten ändern sich bekanntermaßen: Waren
Assessment-Center früher nur höchsten Stellenbesetzungen
vorbehalten, müssen heutzutage sogar Azubi-Kandidaten
dem berüchtigten Auswahlverfahren stellen.
»Der Trend zum Assessment-Center
ist ungebrochen«, weiß der ausgewiesene
Bewerbungsexperte Jürgen Hesse aus der Praxis
zu berichten.
»Pro Jahr setzen Firmen
Assessment-Center über einhundert tausend
Mal bei der Rekrutierung ein«, so nach
Einschätzung von Hesse. Davon versprechen
sich die Personalentscheider, neben der fachlichen
Qualifikation auch ein umfassendes Bild über
die Stärken und Schwächen der Kandidaten
zu erhalten. Die Anforderungen an die Stellenbewerber
sind enorm: Tests, Gruppenaufgaben wie Präsentationen
oder Diskussionen und Stressinterviews reihen
sich aneinander. Jeder Schritt wird registriert
und beurteilt. Und selbst in den Pausen müssen
die Kandidaten mit Observation und unangenehmen
Fragen rechnen. Auch dann gilt es, Ruhe bewahren
und besonnen zu antworten.
Assessment Center - Ein besonderes Auswahlverfahren
Das Assessment-Center (kurz AC) ist eine
Kombination von Verhaltens- und Arbeitsproben.
Unter teilweise schwierigen Bedingungen müssen
die Kandidaten eine Anzahl von Aktivitäten
durchführen - die Aufgaben werden teils allein,
teils in der Gruppe gelöst. Die Zusammensetzung
der Aktivitäten basiert auf abgestimmten
Verhaltenskriterien und dem spezifischen
Anforderungsniveau einer bestimmten Funktion.
Während des gesamten Testprogramms werden
die Teilnehmer auf systematische Weise durch
ein Team von Beobachtern, den so genannten
Assessoren beobachtet. Ein AC dauert in der
Regel mindestens einen halben Tag, kann sich
aber durchaus über mehrere Tage erstrecken.
Obwohl die Erscheinungsformen des AC variieren,
liegt der Fokus stets auf der Persönlichkeit
des Kandidaten. Im AC schneidet derjenige
gut ab, der trotz größter Komplikationen
Souveränität und Kompetenz ausstrahlt. Dies
gelingt durch eine gute Vorbereitung und
die gezielte Beherrschung der Soft Skills,
die bei diesem Prüfungsverfahren von entscheidender
Bedeutung sind.
Assessment Center - Aktuelle Trends
Den Hauch des Elitären hat das Assessment
Center längst verloren. Leisteten sich früher
nur Großunternehmen dieses Auswahlverfahren,
werden Assessment-Center heute auch in vielen
mittelständischen und kleinen Unternehmen
praktiziert. Vor allem DAX-Konzerne setzen
zur Vorauswahl ihrer Bewerber ein AC per
Internet ein. So geben Online-Aufgaben und
virtuelle Planspiele bereits im Vorfeld hervorragend
Aufschluss über die gewünschten Fähigkeiten
des »Spielers«. Gleichzeitig verhüllen
sie durch den spielerischen Faktor den gefürchteten
Psychotestcharakter und sprechen gerade dadurch
auch Bewerber an, die sich sonst womöglich
nie beworben hätten.
Wichtige Stationen eines Assessment Center
Einzel- und Gruppeninterviews
Wie in einem Vorstellungsgespräch erhalten
die Kandidaten die Gelegenheit, ihr Fachwissen
und sich selbst zu präsentieren - auch unter
Stressbedingungen.
Vier-Augen- und Gruppengespräche
Sie gewähren Einblicke hinter die Fassade
der einzelnen Bewerber, geben Hinweise auf
ihr soziales Verhalten und ihre rhetorischen
bzw. kommunikativen Kompetenzen. Gelingt
dem Kandidaten aktives Zuhören und wie steht
es um seine Fähigkeit, auf den Gesprächspartner
einzugehen?
Assessment-Center - Diskussionen
Ein meist allgemeines Thema bietet den Teilnehmern
die Gelegenheit, ihr analytisches Denken,
ihr argumentatives Geschick, ihre Überzeugungs-
und Durchsetzungsfähigkeit, Stressfestigkeit
und sonstige rhetorische und kommunikative
Fähigkeiten zu zeigen.
Assessment Center - Rollen- und Planspiele
Simulationen alltagsnaher Situationen aus
dem Unternehmen testen die sozialen Kompetenzen
der Bewerber wie Einfühlungsvermögen, Konfliktfähigkeit,
Kompromiss- bzw. Kooperationsbereitschaft
und Überzeugungskraft im Umgang der Bewerber
mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden.
Assessment Center - Tests
Persönlichkeit (Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften),
Intelligenz, logisches Denken, Stressfestigkeit
und Konzentrationsfähigkeit stehen im Mittelpunkt
verschiedener schriftlicher und mündlicher
Tests.
Assessment Center - Kurzvorträge und (Selbst-)Präsentationen
Ziel dieser Aufgaben ist es, in etwa drei
Minuten die wichtigsten Aspekte eines Themas
oder seiner Person auf den Punkt bringen,
Aufmerksamkeit zu erregen und Interesse zu
wecken. Getestet wird so auch die Fähigkeit,
einen roten Faden zu finden, Prioritäten
zu setzen und Aspekte zu verknüpfen.
Assessment Center - Postkorbübung
Dieser Klassiker des AC testet Belastbarkeit,
Entscheidungsfähigkeit, logisches Denken
und die Fähigkeiten, Prioritäten zu setzen
und zu delegieren. Eine lange Liste von Aufgaben
unterschiedlichster Wichtigkeit (= Postkorb)
soll unter ständiger Beobachtung in kürzester
Zeit in effektiver Reihenfolge erledigt werden.
Die Aufgabenliste richtet sich häufig nach
den Anforderungen der betreffenden Stelle.
Vorbereitet und Souverän agieren im Assessment Center
Die Präsentation der eigenen Person, also
des individuellen Profils, ob nun bei Einzel-
oder Gruppenaufgaben, ist ein wichtiger Bestandteil
beim AC. Eine Auseinandersetzung mit den
eigenen Kompetenzen ist deshalb die universell
gültige Hausaufgabe, die entweder allein
oder mit einer vorab zu bearbeiten ist. Eine
Vorbereitung, die sich durch souveränes Verhalten
auszahlt. Hinzu kommt, dass eine engagierte
AC-Teilnahme aus Bewerbersicht verschiedene
Vorteile bietet. Nicht nur der Bewerber gibt
einen Einblick in seine Persönlichkeit, auch
das Unternehmen präsentiert sich. Anhand
des Auswahlverfahrens kann der Bewerber Rückschlüsse
auf die Unternehmenskultur ziehen, denn man
will ja seine Eignung an möglichst realitätsnahen
Situationen testen. Ein weiterer Vorteil
können die eigenen Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten
Übungen sein. Durch die intensive Auseinandersetzung
beispielsweise mit Präsentations- oder Zeitmanagement-Aufgaben
können individuelle Stärken und Schwächen
besonders authentisch beurteilt werden.
Autor:
Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader
berufsstrategie.de