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Wirtschaftsinformatik - mehr als die Summe seiner Teile

Ein Beitrag von Björn Kemmoona und André Wickenhöfer, Universität Paderborn, Wirtschaftsinformatik 1: Betriebswirtschaftliche Informationssysteme

Informationstechnik durchdringt zunehmend alle Lebensbereiche: Totalvernetzung in der Wirtschaft, Onlinehandel, E-Government, Smartphones, Wearables. Betrachtungsfelder der Wirtschaftswissenschaften und der Informatik verbinden sich immer stärker. An der Schnittstelle dieser Disziplinen hat sich die Wirtschaftsinformatik als eigenständiges Fach herausgebildet.

Das Masterstudium der Wirtschaftsinformatik ist damit auch für Bachelorabsolventen der angrenzenden Wirtschaftswissenschaften und der Informatik interessant, sofern diese in ihrem bisherigen Studienverlauf ausreichende Studienleistungen in dem jeweils anderen Fach und der Wirtschaftsinformatik erbracht haben wie z. B. Wirtschaftswissenschaftler mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Informatik und Wirtschaftsinformatik.

Bei der Wahl der Hochschule ist zu entscheiden, ob diese im In- oder im Ausland (Besitze ich ausreichende Sprachkenntnisse?) liegen und ob es sich um eine Fachhochschule oder Universität handeln soll. Im Inland kann es sich anbieten, an der bereits bekannten Hochschule zu bleiben und dadurch mögliche Übergangszeiten wie z. B. durch Wohnungssuche, Umzug und Neuorientierung zu minimieren oder an eine andere zu wechseln, um z.B. einen anderen fachlichen Schwerpunkt setzen zu können. Es ist zu hinterfragen, ob die Wirtschaftsinformatik an der Hochschule eigenständig vertreten ist und ob dies auch für die angrenzenden Fachrichtungen der Informatik und der Wirtschaftswissenschaften gilt. Wirtschaftsinformatik - Universität Paderborn Das Masterstudium der Wirtschaftsinformatik z. B. in Paderborn ermöglicht es, aus einem breiteren Spektrum an Veranstaltungen frei zu wählen, als es im Bachelorstudium der Fall ist. Die Studierenden können theoretisch ausgelegte Module belegen und arbeiten dabei an aktuellen Forschungsfragen der Wirtschaftsinformatik mit, um später z. B. zu promovieren. In praktisch ausgelegten Modulen werden z.B. Informations- und Kommunikationssysteme von Unternehmen oder Branchen entwickelt. Studierende bekommen in Exkursionen zu innovativen Unternehmen z. B. der Fertigung von Elektrofahrzeugen, Logistik von Onlinehändlern, etc. Einblicke in die Praxis. Sie sollten erproben, ob sie auf Technik oder Menschen fokussiert arbeiten möchten, denn Aufgaben werden in Teams gelöst. Die Wirtschaftsinformatik bietet spannende Themen- und Aufgabenfelder für beide Interessensgruppen.

Neben fachlichen Kenntnissen wie z.B. Modellierung, mathematischen Verfahren oder Programmierung erwerben Studierende in Teams außerdem soziale Kompetenzen (Wie arbeite ich in Gruppen? Wie stimme ich meine Gruppe mit anderen ab?, Wie gelingt es mir, mich und andere trotz Rückschlägen für eine Aufgabe zu motivieren? Wie gehe ich mit Termindruck um?). Diese benötigen sie in ihrem späteren Berufsleben. Wirtschaftsinformatik - Universität Paderborn Die Berufsaussichten von Wirtschaftsinformatikern sind seit Jahren sehr gut. Wirtschaftsinformatiker sind bei Unternehmen, Beratungen und Behörden gefragt und arbeiten dort häufig an Schnittstellen zwischen Fach- und IT-Abteilung. Das Tätigkeitsspektrum unserer Absolventen ist breit: Einige arbeiten in großen, internationalen Teams z.B. bei internationalen Roll-Outs von SAP oder Optimierung im internationalen Flugverkehr, andere in langfristigen Projekten wie Softwareeinführungen über ein Jahrzehnt mit wechselnden Beteiligten und mit mehreren Unternehmen inkl. Tochtergesellschaften und externen Beratern. Wieder andere nutzen Englisch als »Standardsprache«, um mit den Kollegen aus verschiedenen Kulturkreisen in Asien, USA und der EU zu kommunizieren und wechseln häufig den Standort. Einige beraten in Deutschland Behörden bei der Einführung von Standardsoftware oder führen Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in Mittelamerika.

93% der Wirtschaftsinformatikabsolventen geben an, direkt nach ihrem Abschluss eine gute Anstellung gefunden zu haben[1]. Typisch ist die gute Bezahlung sowie der geringe geschlechterspezifische Gehaltsunterschied: »Frauen verdienen in der IT 22% mehr als in anderen Berufsfeldern«[1]. Im Schnitt liegt das Einstiegsgehalt bei ca. 48.000 € pro Jahr[2], meist aufgeteilt in einen fixen, zu Beginn erfahrungsgemäß hohen Anteil sowie einen variablen Teil, bestehend aus Betriebsrenten, individuellen Zielen, etc. Wirtschaftsinformatik - Universität Paderborn Die Gehälter von Wirtschaftsinformatikern steigen mit wachsender Berufserfahrung auf ca. 56.000 Euro bei 3-6 Jahren Berufserfahrung und ca. 62.000 Euro bei einer Erfahrung über sechs Jahren[2]. Nicht nur bei ihrem ersten Arbeitgeber sollten die Absolventen daher die Entwicklungsmöglichkeiten wie Qualifizierung, Aufstieg und internationalen Einsatz erfragen. Falsch wäre es, das Gehalt nach dem Bachelor mit dem Gehalt nach dem Master zu vergleichen. Korrekt ist ein Vergleich des Master-Einstiegsgehaltes mit dem Bachelorgehalt nach 2-3 Jahren Berufserfahrung.

Die Studierenden sollten früh ihre eigenen Interessen (Welche Branche interessiert mich? Wie ist meine Reisebereitschaft?), Fähigkeiten (Möchte ich lieber mit Technik oder mit Menschen arbeiten?) und Entwicklungsvorstellungen (Welche Qualifizierungen sind mir wichtig?) klar werden. Hieraus leitet sich idealerweise die Entscheidung für ein Berufsfeld, ein Unternehmen, bzw. den Zeitpunkt eines Masterstudiums ab.

Für den Einstieg in eine Wirtschaftskarriere ist, im Gegensatz zu einer akademischen Laufbahn, ein Master in der Wirtschaftsinformatik zum jetzigen Zeitpunkt nicht zwingend. Alternativ kann man nach dem Bachelor für einen begrenzten Zeitraum wie z. B. zwei Jahre Berufserfahrung sammeln und im Anschluss mit diesem Wissen über Tätigkeiten sowie über die eigenen Stärken und Vorstellungen ein Masterstudium beginnen. Die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten und das Interesse an einer akademischen Laufbahn werden bei einigen Studierenden erst im Laufe des Masterstudiums geweckt.

Quellen

› [1] Weitzel, Tim: Die Einstellung zur Ausbildung: Wirtschaftsinformatik als Wissenschaft und Berufsprofil. In Wirtschaftsinformatik 56 (2014) 6, S. 410-413
› [2] PersonalMarkt (Hrsg.): Gehalt Bachelor und Master Wirtschaftsinformatik (gehaltsvergleich.com)

Bildquellen

Universität Paderborn
Wirtschaftsinformatik - Universität Paderborn

Kurzvita

Björn Kemmoona studierte Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster. Nach gut einem Jahrzehnt Erfahrung aus der SAP-Beratung wechselte er zur Promotion an die Universität Paderborn.
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Kurzvita

André Wickenhöfer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere betriebswirtschaftliche Informationssysteme an der Universität Paderborn. Vor seinem Studium der Wirtschaftsinformatik arbeitete er als Fachinformatiker im SAP Competence Center eines Herstellers von Systemen der Heiz-, Kälte- und Klimatechnik.
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