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Versuchen Sie es doch mit dem Studiengang Verfahrenstechnik!

Ein Beitrag von Prof. Dr. Bernd Spangenberg, Hochschule Offenburg, Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik

Im Wintersemester 2012/13 waren in Deutschland 16.082 verschiedene Studiengänge im Angebot, davon 13.934 Master- oder Bachelor-Studiengänge (Daten aus dem Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz). Einem Studienanfänger fällt es bei solch einem Angebot naturgemäß schwer, sich für den richtigen Studiengang zu entscheiden. Kaum eine Wahl ist für ein erfolgreiches Berufslebens wichtiger als die des Studienfachs und auch der Studienschwerpunkte.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Für junge Menschen gerät die Wahl des Studienfachs, und im Verlaufe des Studiums auch die Wahl der Studienschwerpunkte schnell zu einem Lotteriespiel. Junge Leute neigen häufig dazu, das zu studieren, was sie aus ihrem näheren Umfeld heraus kennen, bzw. was in den Medien als besonders angesehen dargestellt wird. Diejenigen Studiengänge und Studienschwerpunkte, die als besonders schwer eingeschätzt werden, werden eher gemieden. Generell gilt: Studiengänge - wie auch Bücher - sind schwer verkäuflich, wenn sie auch nur eine einzige mathematische Formel enthalten.

Lange Jahre war es meine Aufgabe, für einen Studiengang zu werben, ihn quasi zu »verkaufen«. An der Hochschule Offenburg war ich Studiendekan im Fach Verfahrenstechnik und damit verantwortlich für mehr als 400 Studenten. So kenne ich die Probleme der Studierenden aus einer völlig anderen Perspektive. Maschinenbau - Hochschule Offenburg Als Studiendekan ist man bestrebt, möglichst viele Studienanfänger für seinen Studiengang zu begeistern. Man investiert viel und möchte daher im ersten Semester mit möglichst vielen und vor allen guten Studenten starten, und man möchte diese auch durchs Studium bringen. Das hat einen einfachen Grund. Als Professor profitiert man von seinen Studierenden erst in den höheren Semestern, wenn man sie z. B. im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten für Forschungsund Entwicklungsarbeiten gewinnen kann. Später dann sind die eigenen Absolventen wertvoll, wenn sie im Berufsleben stehen und den Kontakt zur Hochschule halten. So entstehen neue Projekte und damit neue Abschlussarbeiten.

Worauf kommt es an?

Im Laufe meines Berufslebens habe ich gelernt, dass Studierende die Schulnoten notorisch überschätzen. Als langjähriger Hochschullehrer kann ich heute sagen, dass es nicht die guten Schulnoten sind, die einen Studienerfolg garantieren. Es ist einzig und allein die Motivation der Studierenden, die Begeisterung für ein Fach, die zum Studienerfolg führt. In jedem Studienfach, nicht nur in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), kommt man ab dem zweiten Fachsemester mit seinen Schulkenntnissen alleine nicht mehr weiter. Spätestens ab hier muss man gelernt haben, sich selbst mit seinen Fähigkeiten richtig einzuschätzen, und man muss gelernt haben, systematisch und kontinuierlich zu arbeiten. Leichte oder schwere Studienfächer gibt es nicht, jedes Studienfach führt den Studierenden an seine Grenzen. Die enorme Arbeitsbelastung hält nur derjenige durch, der motiviert ist. Man ist daher schlecht beraten, Fächer zu wählen, die vermeintlich leicht zu studieren sind oder von denen die Statistik behauptet, dass sie in der Industrie gebraucht werden. Man sollte bei der Wahl eines Studiums, wie auch bei der Wahl von Studienschwerpunkten, immer seinen eigenen Neigungen und Interessen folgen. Nur wenn man hinter der eigenen Entscheidung steht, studiert man motiviert, und nur so ist man erfolgreich und zeigt Höchstleistungen.

Was soll eine Entscheidung bestimmen?

Nach welchen Kriterien soll man sich entscheiden, wenn mehrere Fächer zu Auswahl stehen? Eine gute Strategie ist es, nicht unbedingt den Schwerpunkt oder das Studienfach zu wählen, das alle studieren wollen. Besser ist es, sich Nischen zu suchen, denn das reduziert die Konkurrenz, der man ausgesetzt ist. Allerdings sollte man sich während des Studiums nicht zu stark spezialisieren. Maschinenbau - Hochschule Offenburg Allgemein gilt: Interessieren Sie sich für ein möglichst breites Themenfeld. Das bietet ihnen beim Wechsel in die Industrie mehr Möglichkeiten und einen breiteren Beschäftigungsbereich. Als Berufseinsteiger braucht die Industrie nicht unbedingt den ausgewiesenen Spezialisten.

Interessiert ist sie an Absolventen mit vielseitigen Kenntnissen. Wählen Sie als Schwerpunkt etwas für Sie Neues. Bleiben Sie nicht in den ausgetretenen Pfaden. Suchen Sie die Herausforderung an den Fächerschnittpunkten. Werden Sie interdisziplinär, denn hier findet die Zukunft statt!

»Allgemein gilt: Interessieren sie sich für ein möglichst breites themenfeld. das bietet ihnen beim wechsel in die industrie mehr möglichkeiten und einen breiteren beschäftigungsbereich.«

Warum Verfahrenstechnik?

Als Studiendekan der Verfahrenstechnik hatte ich die undankbare Aufgabe, potentielle Studienanfänger für ein unter Studierenden völlig unbekanntes Studienfach begeistern zu dürfen, was noch dazu aus dem MINT-Bereich kommt. Damit konnte ich nicht auf ein trendiges Image setzen, dass Studienanfänger auch ohne große Überzeugungsarbeit ein Fach studieren lässt. Ganz im Gegenteil. Auf Berufsmessen musste ich erleben, dass der Name Verfahrenstechnik nicht nur unbekannt war, sondern beim Erwähnen des Faches Chemie auch richtig abschreckte. Hier half es dann, die erfolgreichen Biografien ehemaliger Studierender aufzuzeigen. Schon war das Interesse geweckt, denn was ein Verfahrenstechniker tut, ist sehr wohl bekannt und wird geschätzt. Verantwortlich für dies Wissen ist die »Sendung mit der Maus«. Wer kennt nicht die kleinen, aber so interessanten Filmchen über die Herstellung von Wiener Würstchen, wie Streichhölzer gemacht werden, warum für Pommes Frites nur bestimmte Kartoffeln verwendet werden oder warum man Ketchup schütteln muss, um es aus der Flasche zu bringen. Jeder kennt sie, und alle diese Filmchen beschreiben das Fach Verfahrenstechnik. Verfahrenstechniker verkörpern in idealer Weise die breiten Anforderungen der Industrie an junge Absolventen, branchenübergreifend arbeiten zu können und zu wollen. Das hängt mit dem breiten Spektrum der verfahrenstechnischen Fächer zusammen.

In der Offenburger Verfahrenstechnik werden drei Studienschwerpunkte angeboten: Umwelttechnik, Biotechnik und Energietechnik. Alle diese Bereiche sind zukunftsträchtig, denn in ihnen stehen Aspekte wie Klimaerwärmung, Umweltzerstörung, Müllproblematik oder Ressourcenmangel im Mittelpunkt. Deutschland ist in all diesen Segmenten weltweit führend und bietet hervorragende Berufsaussichten!

Seien sie kreativ!

Ich bin überzeugt, dass gerade ingenieurund naturwissenschaftliche Kompetenzen weltweit stark nachgefragt werden, insbesondere wenn sie aus Deutschland kommen. Trotzdem, Fachkenntnisse alleine reichen für ein erfolgreiches Berufsleben nicht aus. Jeder Beruf verlangt nach Kreativität. Nur wenn man kreativ ist, schafft man Neues. Daher ist kreatives Arbeiten die Basis einer erfolgreichen Karriere. Zu glauben, nur die Werbebranche sei kreativ, denkt viel zu kurz. Jeder Erfinder, jeder Wissenschaftler, ja, jeder Problemlöser muss kreativ handeln. Kreative Menschen haben vielseitige Interessen, und mit vielseitigen Interessen wird man kreativ. Beim Wechsel in die Industrie spielen daher Angaben zu persönlichen Interessen eine besonders große Rolle. Man sollte während des Studiums ruhig einmal über den Tellerrand des eigenen Studienfaches geschaut haben. Besuchen Sie interessante Vorlesungen außerhalb ihres eigenen Faches. Nutzen Sie das breite Angebot der Hochschulen an Informationsmöglichkeiten. Lernen Sie eine weitere Fremdsprache, oder verbessern Sie Ihr Englisch.

»Fachkenntnisse alleine reichen für ein erfolgreiches Berufsleben nicht aus. Jeder Beruf verlangt nach Kreativität. Nur wenn man kreativ ist, schafft man Neues.«

Ohne gute Englischkenntnisse werden Sie in Zukunft keine Karriere mehr machen können. Werden Sie aktiv. Engagieren Sie sich in der Studentenselbstverwaltung, halten Sie Tutorien, machen Sie Sport, arbeiten Sie in Interessensgruppen mit. In den angelsächsischen Ländern ist es obligatorisch für Studierende, in gleich mehreren »societies« Mitglied zu sein. Hier hat jede Hochschule einen Debattierklub, einen politischen Stammtisch, Literaturzirkel, Theatergruppen, einen Chor oder Sprachenstammtische für Muttersprachler, vom Sportangebot ganz zu schweigen. Nutzen Sie diese Angebote Ihrer Hochschule. Nutzen Sie die Freiräume des Studiums für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Auch wenn es hierfür keine Noten gibt, die Präsentation Ihrer Persönlichkeit ist oft wichtiger als die Abschlussnote!
Maschinenbau - Prof. Dr. Bernd Spangenberg

Kurzvita

Prof. Dr. Bernd Spangenberg
Hochschule Offenburg
Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik
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Die Hochschule Offenburg berichtet über die Karriere im Maschinenbau!

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