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Medizinische Informatik - Mehr als nur Quellcode schreiben

Ein Beitrag von Prof. Dr. Britta Böckmann, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Informatik/ Med. Informatik

Wenn Menschen die Berufsbezeichnung »Medizininformatiker« hören, weiß so mancher zuerst gar nicht, was sich dahinter verbirgt. Andere wiederum denken sofort an Softwareentwicklung und somit Unmengen an Quellcode, die produziert werden. Das Berufsfeld der Medizinischen Informatik jedoch ist vielschichtiger und abwechslungsreicher als so mancher denkt.

Ohne die Medizinische Informatik wäre eine moderne Patientenbehandlung, so wie wir sie mittlerweile kennen, gar nicht erst möglich. Patientendaten würden immer noch mit der Post von einem Arzt zum anderen versendet und Röntgenbilder nach der Aufnahme aufwändig entwickelt werden.

Informatik - Fachhochschule Dortmund Der Schlüssel zur Optimierung des Gesundheitssystems liegt im Einsatz von modernen Informationstechnologien. Denn nur durch die Verwendung einer IT-gestützten Dokumentation und der elektronischen Verarbeitung von medizinischen Informationen, kann der Arzt in seinem täglichen Handeln optimal unterstützt werden. Die Zielsetzung der Medizinischen Informatik liegt somit in der Schaffung einer qualitativen sowie effektiven sektorenübergreifenden Patientenversorgung, mittels modernster Konzepte und Technologien der Informations- und Kommunikationstechnologie. Dazu zählen Konzepte zur Erfassung, Verarbeitung, Speicherung und Darstellung von Daten. Diese Daten können in Freitexte (z.B. Arztbriefe), medizinische Daten (z.B. Laborwerte), Bildmaterial (z.B. MTR-Aufnahmen) und Signale (z.B. EEG) unterschieden werden.

Durch eine Kombination dieser Konzepte mit verschiedenen Methoden der Systemanalyse, der Entwicklung von Informationssystemen, der Bild- und Signalverarbeitung sowie der Zuhilfenahme von statistischen und biometrischen Methoden, schafft es die Medizinische Informatik einen entscheidenden Beitrag zur Medizin und der Gesundheitsversorgung zu leisten.

Das Berufsfeld »Medizinische Informatik«

Das Berufsfeld der Medizinischen Informatik vereinigt Wissenschaft, Technologie und Dienstleistung1 und bietet so ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Aufgabengebiet, geprägt von einer breiten Interdisziplinarität, da der Medizininformatiker immer auch Brücke und Vermittler ist zwischen Medizin und Informatik.

Der Aufgabenbereich eines Medizinischen Informatikers gliedert sich unter anderem in2:
› Analyse, Planung und Realisierung von Informationssystemen für Arztpraxen, Krankenhäuser, betriebsärztliche Dienste, Krankenkassen, Gesundheitsämter etc.
› Organisationsanalysen und Organisationsdesign in medizinischen Einrichtungen
› Einführung und Betreuung von Anwendungssystemen in Gesundheitsversorgungseinrichtungen
› Aufbau und Pflege medizinischer Verschlüsselungs- und Dokumentationssysteme
› Anbindung medizintechnischer Systeme an Informationssysteme sowie Messwertverarbeitung/-analyse
› Anbindung bildgebender Verfahren an Informationssysteme sowie Bildverarbeitung/- analyse
› Entwicklung von Lehr- und Lern-Systemen
› Aufbau und Pflege von Literatur- und Wissensbanken zur Entscheidungsunterstützung
› Aufbau und Betrieb von Telematik-Verfahren im Gesundheitswesen
› Entwicklung und Implementierung von Qualitätssicherungskonzepten
› Aufbau und Betreuung von Datenbanken für epidemiologische Studien
› Technologie- und Organisationsberatung von Gesundheitsversorgungsinstitutionen

Informatik - Fachhochschule Dortmund Durch die interdisziplinäre Ausbildung eines Medizininformatikers, kann dieser vielseitig eingesetzt werden. So liegen die Berufsfelder unter anderem in der Software- bzw. Hardware-Entwicklung bei Software-Herstellern oder Medizintechnikfirmen, im Bereich der Organisationseinheiten, wie Krankenhäusern, Gesundheitsämtern, Krankenkassen und Arztpraxen. Der Medizininformatiker kann auch als Consultant innerhalb von Beratungsfirmen oder bei Software-Herstellern zum Einsatz kommen, um IT und Organisation zu optimieren. Alle Felder sind sowohl für den Bachelorabsolventen als auch den Master geeignet, wobei der Master eher Führungsaufgaben anstrebt. Auf anwendungsorientierte Forschung in der Medizininformatik bereitet vor allem der Master vor, so wird dieser von der FH Dortmund z.B. in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen angeboten, um mit dem so erlangten Double-Degree von FH und Universität anschließende Promotionen zu erleichtern und mit dem Universitätsklinikum Essen gemeinsame Forschungsthemen zu bearbeiten.

Medizinische Informatik studieren

Medizinische Informatik ist ein Studium, welches sich in einen Bachelor- und einen anschließenden optionalen Masterstudiengang gliedert, beides kann z.B. an der FH Dortmund studiert werden. Um der Aufgabenfülle eines Medizininformatikers gerecht zu werden, vermittelt dieser Studiengang ein interdisziplinäres und praxisorientiertes Spektrum an Wissen. Basis ist eine solide Ausbildung in Informatik - von Softwaretechnik bis zu Datenbanken, verteilten Systemen oder Datensicherheit. Als Studium der angewandten Informatik wird den Studenten zusätzlich medizin-theoretisches Wissen vermittelt, welches das Verständnis für die Arbeitsweise eines Arztes, der Pflege und für die Funktionsweise unseres Gesundheitssystems beinhaltet. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die später entwickelten Konzepte und Komponenten den Arzt bei der Arbeit optimal unterstützen.

Informatik - Fachhochschule Dortmund › © Bildquellen Fachhochschule Dortmund

Neben medizinischem Wissen werden Methoden der Softwareentwicklung, Systemanalyse, Wissensverarbeitung, Signal- und Bildverarbeitung sowie der Medizinischen Biometrie vermittelt. Durch die Wahl von Vertiefungsfächern wird den Studierenden die Möglichkeit gegeben, sich auf einem Gebiet zu spezialisieren.

Nach einem erfolgreichen Abschluss zählen die Berufsaussichten in diesem Berufsfeld zu den besten im Feld der Informatik. Da sowohl die Informationswissenschaft als auch die Gesundheitsversorgung einem kontinuierlichen Wandel unterliegt, werden in den IT-Abteilungen von Krankenhäusern oder bei Herstellern von Software im Gesundheitswesen stets junge und fähige Fachkräfte gesucht, der Mangel ist erheblich.

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Informatik - Prof. Dr. Britta Böckmann

Kurzvita

Frau Prof. Dr. Britta Böckmann ist seit dem 1.3.2006 als Professorin für Medizinische Informatik an der Fachhochschule Dortmund tätig.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind:
› Telemedizin und Telematik
› digitales Versorgungsmanagement für integrierte Versorgung transsektorale Behandlungspfade
› Informationssysteme im Gesundheitswesen

Vom 1.3.2009 bis 29.2.2012 leitete sie als Dekanin den FB Informatik mit 33 Professoren und mehr als 2000 Studierenden. Vor der Berufung war sie bis Februar 2006 als Vorstandsmitglied von TietoEnator für Vertrieb und Marketing im Gesundheitswesen verantwortlich. In dieser Rolle gestaltete sie insbesondere die Innovationen in der Produktentwicklung mit, aber auch die Entwicklung einer Marktstrategie im Rahmen von Akquisitionen und Mergern.

Bis 2001 war Frau Böckmann bei PriceWaterhouseCoopers als Senior Managerin in der Beratung verantwortlich für Organisationsentwicklung und IT-Strategie im Gesundheitswesen.

Zurzeit ist Britta Böckmann zusätzlich in folgenden Funktionen tätig:
› Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der DGTelemed
› Leiterin der AG Telemedizin der GMDS
› Leiterin der Arbeitsgruppe med. Informatik am Institut für med. Informatik, Epidemiologie und Biometrie der Universität Duisburg-Essen
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