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Berufliche Perspektiven der Studienrichtung Controlling

Ein Beitrag von Prof. Dr. Astrid Lachmann, Professur für Unternehmensführung, Informationsmanagement und Controlling, FH Düsseldorf

Als besondere Führungsunterstützungsfunktion widmet sich das Controlling im Unternehmen der betriebswirtschaftlichen Beratung des Managements entlang aller relevanten Führungstätigkeiten: Zielformulierung, Planung, Steuerung und Kontrolle. Controlling tritt als Partner und Informationsdienstleister des Managements dafür ein, den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Organisation als Ganzes zu sichern.

Was bedeutet »Controlling« als betriebliche Funktion?

Controlling koordiniert sämtliche Tätigkeiten entlang der Wertkette eines Unternehmens im Hinblick auf gemeinsame, übergeordnete Erfolgsziele. Hierbei erstreckt sich die Koordinationsaufgabe auf strategische wie operative Entscheidungen und über sämtliche Ebenen der Führungshierarchie, etwa Konzernebene, Geschäftssegmente, einzelne Business Units, Funktionsbereiche, Abteilungen, Werke oder Filialen.

»Controlling koordiniert sämtliche Tätigkeiten entlang der Wertkette eines Unternehmens.«

Die Bedeutung des Controllings für das Management von Unternehmen lässt sich in Anlehnung an ein »Navigationssystem« erfassen, auf das wir in modernen PKWs als Fahrer nicht verzichten möchten: IT-gestützt werden mit Hilfe des Controllings Fern- und Nahziele definiert (strategische und operative Erfolgsziele), alternative Wege zur Zielerreichung aufgezeigt, Störungen erkannt, Umleitungen empfohlen, Ankunftszeiten prognostiziert und laufend aktualisiert. Bei jederzeitiger Transparenz über den Fahrtverlauf sollen angesteuerte Ziele so effizient wie möglich erreicht werden.

Welche Studienspezialisierungen sind im Controlling verbreitet?

Angesichts der Breite an Aufgaben haben sich an vielen Hochschulen spezielle Teildisziplinen des Controllings und damit Spezialisierungsmöglichkeiten für Studierende etabliert. Hierzu zählen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
› Funktionale Spezialisierungen auf verschiedene Aktivitäten in der Wertkette (z.B. Produktions-, Logistik-, Marketing- und Vertriebscontrolling, ebenso Beschaffungs-, FuE-, Personal- und IT-Controlling)
› Spezialisierungen auf unterschiedliche wirtschaftliche Erfolgsrechnungen (vor allem Investitionscontrolling, Kosten- und Erlöscontrolling, Finanzcontrolling, jahresabschlussgestütztes Controlling, wertorientiertes Controlling)
› Spezialisierungen hinsichtlich der IT-Unterstützung des Controllings durch transaktionale und analytische Systeme (Controlling mit ERP Systemen, OLAP-Werkzeuge und Business Intelligence Anwendungen für Controller)
› Spezialisierungen auf Sonderprobleme der Geschäftstätigkeit wie branchen- oder sektorspezifisches Controlling (z.B. für Dienstleistungsunternehmen), Controlling in internationalen Unternehmen, Controlling für KMU
› Spezialisierungen auf geschäftsübergreifende, breite Entwicklungstrends (z.B. Supply Chain Controlling, Risiko- und Nachhaltigkeitscontrolling).

Wie sehen Stellen- und Anforderungsprofile aus?

Die genannten Spezialisierungsansätze verdeutlichen die Vielseitigkeit der Aufgaben und damit der Stellenprofile, die Controller in Unternehmen konkret ausfüllen können. Aus der Vogelperspektive eines Zentralcontrollings stehen eher strategische Fragen und die Gestaltung einheitlicher Controllingstandards/-systeme im Vordergrund. Nah am Tagesgeschäft einzelner Sparten und Funktionsbereiche ist ein tiefgreifendes Verständnis der Geschäftsmodelle und funktionalen Besonderheiten erforderlich. Trotz wünschenswerter Identifikation der Controller mit »ihrer« Sparte oder Funktion bleibt die fachliche Anbindung an das zentrale Controlling bestehen. Auf Ebene einzelner Werke, Niederlassungen und Filialen ist Controlling schließlich stark operativ getrieben, kostenrechnerisch orientiert und in hohem Maße IT-geprägt.

»Aufgaben und Stellenprofile, die Controller in Unternehmen konkret ausfüllen können, sind vielseitig.«

Innerhalb größerer Controlling-Organisationen können potentielle Nachwuchskräfte somit vielfältige Entwicklungspfade einschlagen. Je nach Stellenprofil unterscheiden sich die Anforderungen an Controller dabei in ihrer Gewichtung. Als übergreifende Anforderungen lassen sich insbesondere die folgenden nennen: Controller müssen analytisch denken und Controlling-Instrumente sicher anwenden können, gleichzeitig auch kommunikativ, gut im Unternehmen vernetzt und meinungsstark sein. Um ein vertieftes Geschäftsverständnis, Glaubwürdigkeit und Standfestigkeit gegenüber ihren Counterparts aus Business Units und Funktionsbereichen zu erlangen, sind für Controller auch gezielte berufliche Stationen in operativen Einheiten eines Unternehmens sinnvoll, sprich ein temporärer Wechsel der Perspektive.

Welche ergänzenden Studienspezialisierungen runden das Profil ab?

Welche Studienspezialisierungen bieten sich in Ergänzung zum Controlling an, um das eigene Qualifikationsprofil mit Blick auf den Berufseinstieg abzurunden? Wie die Vielfalt der Stellenprofile im Controlling erahnen lässt, gibt es hierfür kein Patentrezept. Liegen die eigenen fachlichen Interessen primär im Umfeld »Finanz- und Rechnungswesen«, wird später eine breitere kaufmännische Verantwortung und Führungslaufbahn angestrebt, scheint ein fachlich verwandtes »Cluster« an Spezialisierungen sinnvoll. Ergänzungen könnten z.B. im Lehrgebiet »Bilanzierung« erfolgen, denn Unternehmen wünschen sich »bilanzsichere« Controller. Dies ergibt sich aus einem wirtschaftlichen Umgang mit knappen personellen Ressourcen ebenso wie aus fachlichen Entwicklungen (neue Anforderungen aus einer internationalen Rechnungslegung, zunehmende Harmonisierung des Rechnungswesens). Sind die eigenen Interessen fachlich breiter an der Schnittstelle zu anderen betriebswirtschaftlichen Disziplinen angelegt (z.B. Vertrieb), ist auch die Ergänzung um vermeintlich »fachfremde« Spezialisierungen durchaus sinnvoll. Ein späterer »Vertriebscontroller « legt so den Grundstein für die wünschenswerte »Doppelqualifikation« und empfiehlt sich auch für berufliche Stationen im Vertrieb (z.B. in der Vertriebssteuerung). Schließlich können Ergänzungen aus dem Lehrgebiet »Informationsmanagement« das Profil eines Controllers ebenfalls sinnvoll abrunden, angesichts der aus dem Controlling nicht wegzudenkenden Nutzung von Informationssystemen.

Bachelor-Abschluss oder Master-Abschluss für Controller?

Erwarten Unternehmen zur Besetzung von Positionen im Controlling einen Bachelor Abschluss oder einen Master Abschluss? Diese Frage kann konkret nur von jedem Unternehmen individuell und für das jeweilige Stellenprofil beantwortet werden. Erwartungsgemäß und erfahrungsgemäß werden sich die Antworten unterscheiden.

»Für Bachelor-Absolventen sollte die Motivation zu einem Master-Studium in erster Linie fachliches Interesse sein.«

Aus Sicht einer Lehrenden mit rd. zehnjähriger Berufspraxis im Controlling zweier DAX Konzerne sind Bachelor -Absolventen mit einschlägigen Studienspezialisierungen, studienbegleitenden Praxiserfahrungen, guten Sozialkompetenzen und Fremdsprachenkenntnissen (an erster Stelle weiterhin Englisch) für die meisten Einstiegspositionen im Controlling absolut geeignet. Gilt es fachlich besondere Spezialisten zu gewinnen, z.B. für das Risiko-Controlling oder Beteiligungscontrolling in der Zentrale eines internationalen Konzerns, bietet ein Master Abschluss im Umfeld »Finance«, gegebenenfalls erworben im englischsprachigen Ausland, nachvollziehbare Vorteile. Für Bachelor Absolventen sollte die Motivation zu einem Master Studium in erster Linie fachliches Interesse sein, sich mit betriebswirtschaftlichen Problemen in noch größerer Tiefe auf noch wissenschaftlicherem Niveau auseinander zu setzen als dies im Bachelor Studium möglich war. Keinesfalls sollte der Master nach dem Bachelor ohne sorgfältige Reflexion der eigenen Motivationslage zur Regel werden. Master Programme, die sich speziell und exklusiv der Funktion »Controlling« widmen, sind in der Hochschullandschaft eher selten.

»Unternehmen sollten reflektieren, ob ein geforderter Master-Abschluss tatsächlich fachlich begründet ist.«

Sehr groß ist hingegen das Angebot an Master-Programmen mit Controlling-Anteil, die sich in der Breite um ein Cluster verwandter, klassischer Lehrgebiete gruppieren (z.B. Accounting, Auditing) oder spezielle Berufsbilder aufgreifen (z.B. Risikomanagement, Consulting). Zwar ist der Einstieg in solche Programme teils nahtlos nach dem Bachelor Studium möglich. Kritisch wäre aber zu hinterfragen, ob eine längere Phase der Berufstätigkeit mit anschließendem Master für die Programmteilnehmer von größerem Mehrwert sein könnte.

Auch Unternehmen sollten reflektieren, ob ein geforderter Master Abschluss tatsächlich fachlich begründet ist - somit fachliche Lücken des Bachelor Studiums aufgeholt werden müssen - oder ob der Master primär die »Reife« der Persönlichkeit eines Bewerbers demonstrieren soll. Letzteres wäre womöglich auch zu haben, indem Bewerbern mit Bachelor Abschluss für Auslandsaufenthalte, Praxisphasen, soziales Engagement u.ä. ein etwas verlängerter Studienverlauf zugestanden wird. Noch ist der »stromlinienförmige«, vom ersten Tag selbsttätig und umfassend einsatzfähige Bewerber allzu oft das Ideal des Personalmarketings. Nicht nur im Controlling, auch in anderen betrieblichen Funktionen kann sich manch wichtige Qualifikation jedoch erst »on the job« ausbilden und durch kein Studium, auch kein Master Studium, vorgefertigt werden. Dies gilt umso mehr, als sich Anforderungen an die Mitarbeiter im Unternehmen weiterentwickeln und das Lernen ohnehin ein lebenslanges ist. Folgende Studiengänge werden am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Düsseldorf angeboten:
› Bachelor-Studiengang Business Administration
› Bachelor-Studiengang International Management
› Bachelor-Studiengang Kommunikations- und Multimediamanagement
› Master-Studiengang Kommunikations-, Multimedia- und Marktmanagement

Kurzvita

Prof. Dr. Astrid Lachmann ist seit 2007 Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung, Informationsmanagement und Controlling an der FH Düsseldorf. Ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre schloss Frau Prof. Lachmann 1994 als Diplom-Kauffrau an der Justus-Liebig-Universität Gießen ab, wo sie anschließend als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Industrielles Management und Controlling bei Prof. Dr. Dr. h.c. Dietger Hahn beschäftigt war und 1998 zum Dr.rer.pol. promoviert wurde. Im Anschluss hieran trat Frau Prof. Lachmann in das Konzerncontrolling der Mannesmann AG, Düsseldorf, ein. Weitere berufliche Stationen umfassten die Leitung »Sales Controlling« bei der Mannesmann o.tel.o GmbH, Köln, sowie die Leitung »Strategiecontrolling« bei der T-Mobile Deutschland GmbH, Bonn. Nach einem Wechsel zur T-Mobile International AG & Co. KG war Frau Prof. Lachmann für das internationale »Programm Management Sales & Customer Service« verantwortlich, anschließend als Vice President »Marketing Steering and Performance Management« tätig.
An der FH Düsseldorf unterrichtet Frau Prof. Lachmann in Bachelor- und Master-Studiengängen Grundlagen und Spezialisierungsmodule des Controllings.
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