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Branchenüberblick Chemie

Ein Beitrag von Prof. Dr. rer. nat. Andrea Wanninger, Organische Chemie, Hochschule Niederrhein Krefeld

Die Chemie ist, auf den Produktionswert bezogen, die fünftgrößte Industriebranche in Deutschland [1], mit mehr als 400.000 direkten Beschäftigten, davon ca. 16% Akademikern/Hochschulabsolventen, und mehr als einer halben Million Arbeitsplätzen bei Zulieferern und Dienstleistern.

Innerhalb Europas ist die deutsche chemische Industrie mit Abstand die Nummer 1 und außerdem global stark vernetzt. Weltweit belegt sie hinter China, den USA und Japan Rang vier [2]. Absolventen, die Auslandserfahrung und sehr gute Englischkenntnisse vorweisen können, sind klar im Vorteil. Wie wird es weitergehen mit der Chemie? Eine neue Broschüre des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) stellt die Ergebnisse der VCI-Prognos-Studie vor und liefert eine Prognose der chemischen Industrie des Jahres 2030[1]. Die Chemie bietet ein breites Spektrum an Produkten. Gegenwärtig entfallen rund 37 Prozent auf anorganische und organische Basischemikalien. Spezialchemikalien stellen mit 43 Prozent den größten Anteil der deutschen Chemieproduktion. Dazu zählen z. B.: Farben und Lacke, Bautenschutzmittel und Bauchemikalien, Düngemittel und Pflanzenschutzmittel, fotochemische Erzeugnisse, Gelatine, Hilfsstoffe für die Lebensmittel-, Leder-, Papier- und Textilindustrie, Klebstoffe, Konservierungsmittel, Kunststoffe und synthetischer Kautschuk, pyrotechnische Erzeugnisse, Sprengstoffe, Seifen, Kosmetika, Putz-, Reinigungs- und Waschmittel. Die restlichen 20 Prozent sind Pharmazeutika. [1]

Mögliche Berufsfelder

Controlling - Hochschule Niederrhein Neben den Ausbildungsberufen Chemielaborant/in, Chemikant/in, Chemisch-technische/r Assistent/in (CTA) sowie Lack- oder Textillaborant/in und der Weiterbildung zum Chemotechniker oder Meister, die auch Vorbereitung für ein Studium sein können, sind in der Chemie vor allem akademische Positionen vertreten. Heutzutage ist der akademische Berufseinstieg mit Bachelor-, Master- oder Promotionsabschlüssen der Chemie möglich. Am schwierigsten dürfte es sein, mit einem Bachelorabschluss eine Stelle zu finden. Es gibt jedoch die Möglichkeit, nach dem Bachelor in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit ein Masterstudium zu absolvieren.

Chemikerinnen und Chemiker finden in der chemischen Industrie, aber auch in anderen Industriebranchen, in Verlagen, Verbänden, Unternehmensberatungen, in freiberuflicher Tätigkeit und dem öffentlichen Dienst ihren Berufsweg. Es gibt eine große Vielfalt an Chemieberufen und Tätigkeiten. Controlling - Hochschule Niederrhein Von der Forschung/Entwicklung über die Anwendungstechnik und den Technischen Service, die Produktion, die Sicherheitstechnik, das (Technische) Marketing, Einkauf, Verkauf, Analytik, Dokumentation, Patentwesen bis zur Öffentlichkeitsarbeit reichen z. B. die Einsatzmöglichkeiten für Hochschulabsolventen in einem Unternehmen der Chemiewirtschaft. Einen sehr guten Überblick über mögliche Berufsfelder für Chemikerinnen und Chemiker in verschiedenen Branchen bieten die Broschüren der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh): »Berufsbilder in der Chemie - Tätigkeitsberichte von Chemikerinnen und Chemikern« und »Informationen zum Berufseinstieg« [3].

Chemiestudium

Chemie kann man an Universitäten und Fachhochschulen studieren. Informationen zum Chemiestudium, den Fachgebieten und den Berufschancen gibt es in der Broschüre der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) aus dem Jahr 2013: »Chemie studieren« [4]. Bei Masterprogrammen und Promotionen steht die Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit im Vordergrund. Bei Universitäten stellt die Grundlagenforschung und bei Fachhochschulen die angewandte Lehre und Forschung den Schwerpunkt dar, oft in Kooperation mit Industrieunternehmen.

In der Chemie bieten die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen klassische Einstiegspositionen. Daher ist der Masterabschluss für Studierende sinnvoll, die solche Tätigkeiten ausüben möchten. Geeignete Chemiestudiengänge sind der Master of Science (M.Sc.) oder der Master of Engineering (M.Eng.). Für zukünftige Forscher/innen in der Industrie, an Hochschulen und in Instituten ist eine anschließende Promotion möglich und empfehlenswert. Controlling - Hochschule Niederrhein Bei der Auswahl des Studiengangs spielt es für Chemiker/innen außerdem eine große Rolle, welches Berufsziel sie haben und ob sie sich auf eine anwendungsbezogene Fachrichtung oder ein Forschungsgebiet spezialisieren möchten. An Universitäten werden vor allem die Fächer Anorganische, Analytische, Organische und Physikalische Chemie vertieft und aus verschiedenen Gebieten der Chemie Wahlpflichtfächer angeboten, wie z.B. Biochemie, Makromolekulare Chemie, Technische Chemie oder Pharmazeutische Chemie. Relativ neu ist der Studiengang Wirtschaftschemie, der vor allem zu Management-Tätigkeiten befähigt.

An Fachhochschulen gibt es eine große Vielfalt an Vertiefungen und Schwerpunkten in Chemiestudiengängen, die sehr anwendungsbezogene und teilweise branchenspezifische Inhalte haben, wie z.B. Lackingenieurwesen, das nur an zwei Standorten in Deutschland angeboten wird. Es gibt auch kombinierte Studiengänge, wie z.B. den Bachelor of Science (B.Sc.) Chemie und Biotechnologie. Manchmal werden konsekutive Masterstudiengänge, wie z. B. der M.Sc. Angewandte Chemie oder der M.Eng. Chemieingenieurwesen, angeboten.

Qualitätskriterien für Master- und Promotionsstudiengänge

Bei der Auswahl sollte man überprüfen, ob der ins Auge gefasste Studiengang wissenschaftlich fundiert, international anerkannt und vergleichbar ist. Dies wird meist durch eine Akkreditierung des Studiengangs mit hohem Standard belegt. Die Themen der Lehrveranstaltungen, die Forschungsaktivitäten, Kooperationen und Publikationen der Lehrenden im gewählten Masterprogramm sind zusätzliche Gradmesser für die wissenschaftliche Ausrichtung und Tiefe.

Wer sich für einen bestimmten Masterstudiengang interessiert, sollte sich erkundigen: Gibt es, an der ausgewählten Hochschule bereits Erfahrungen mit diesem Programm? Baut es inhaltlich vertiefend auf den Bachelor-Angeboten auf? Gut sind Programme, in denen sowohl wissenschaftliche Methodik und theoretischanalytische Fähigkeiten vermittelt werden als auch soziale und intellektuelle Schlüsselqualifikationen. Ideal ist es, wenn Auslandssemester eingeplant oder möglich sind.

Bei Promotionen zählt die wissenschaftliche Reputation des Betreuers ebenso wie das Thema. Man sollte sich im Vorfeld über die Forschung in den verschiedenen Arbeitskreisen informieren und ggf. schon während des Masterstudiums an Tagungen und Konferenzen teilnehmen, um den Stand der Forschung im ausgewählten Fachgebiet besser kennen zu lernen.

Literatur

› [1] www.vci.de/Services/Publikationen/ Broschueren-Faltblaetter/Seiten/ VCI-Prognos-Studie_Chemie_2030.aspx
› [2] VCI-Broschüre: »Auf einen Blick - Chemische Industrie 2013«
› [3] www.gdch.de/ausbildung-karriere/karriere-und-beruf/publikationen.html
› [4] www.gdch.de/ausbildung-karriere/schule-studium-aus-und-fortbildung/chemie-studieren.html
Controlling - Prof. Dr. rer. nat. Andrea Wanninger

Kurzvita

Prof. Dr. rer. nat. Andrea Wanninger ist Professorin für Organische Chemie an der Hochschule Niederrhein in Krefeld, dem größten Fachbereich Chemie an Fachhochschulen in Deutschland. Sie studierte Chemie an der RWTH Aachen und der LMU München und war Laborleiterin für kosmetische Anwendungstechnik
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