Hochschulabsolventen - Wer verdient wie viel?
Was verdient ein Absolvent?
Durchschnittliche Einstiegsgehälter
Nach wie vor steht der Bachelor-Abschluss
in der öffentlichen Kritik. Die meisten Bachelors
streben deshalb den Master an. Dass sie zwischen
den beiden Studienabschnitten keiner Berufstätigkeit
nachgehen wollen, hat aber auch finanzielle
Gründe: An den staatlichen Hochschulen ist
das direkt anschließende Masterstudium im
Gegensatz zum weiterbildenden Masterstudium
kostenlos. Horst Hippler, der neue Präsident
der Hochschulrektorenkonferenz, hält mit
seiner Kritik nicht hinterm Berg: Als sich
im August in Deutschland die Bologna-Umstellung
zum zehnten Mal jährte, zweifelte Hippler
an der Berufsfähigkeit der Uni-Bachelors
und bemängelte die geringe Internationalisierung
der neuen Studiengänge.
Das Bologna-Bashing an sich ist nicht neu,
wohl aber von so prominenter und auch ungewohnter
Stelle. Was also ist dran an den Vorwürfen?
Ist der Bachelor tatsächlich nur eine Art
Grundstudium mit Abschlusszeugnis und deshalb
für die Mehrheit der Studenten lediglich
eine Durchgangsstation zum Master?
Fest steht: Die meisten Studenten, die ein
Bachelor-Studium abgeschlossen haben, wollen
den Master draufsatteln und zwar möglichst
schnell. An den Fachhochschulen entscheiden
sich 53 Prozent, an den Universitäten sogar
77 Prozent der Bachelor-Absolventen für ein
unmittelbar anschließendes Masterstudium.
Von den Uni-Bachelors wollen 9 Prozent für
ein Masterstudium ins Ausland, von den FH-Bachelors
4 Prozent. Viele haben zu diesem Zeitpunkt
bereits Auslandserfahrungen gesammelt: 16
Prozent der Uni-Bachelors und 17 Prozent
der FH-Bachelors weilten schon während ihres
Bachelor-Studiums in der Ferne. Die Mehrheit
hatte dabei auch keine Probleme mit der Anerkennung
von Studienleistungen. Befragt man die Bachelors,
warum sie unbedingt noch den Master dranhängen
wollen, obwohl der erste Abschluss eigentlich
einen früheren Berufseinstieg ermöglichen
und auch zur Regel machen sollte, antworten
die meisten: Sie wollen ihre Fachkenntnisse
vertiefen und mithilfe des Aufbaustudiums
ihre Berufschancen verbessern.
Letzteres wäre in den meisten Fällen gar
nicht nötig, denn in der beruflichen Praxis
sind die Bachelor-Absolventen längst gut
integriert.
Selten arbeitslos.
Die Bachelor-Absolventen sind mit 3 Prozent
(FH) bzw. 2 Prozent (Uni) etwas weniger häufig
erwerbslos als ihre Kollegen mit Diplom.
Gut bezahlt. Berufsanfänger mit einem Master verdienen
im Durchschnitt nur 5 Prozent mehr als Bachelors,
die Differenz zwischen Bachelor- und Diplomkandidaten
beträgt sogar nur 4 Prozent. Neun von zehn
Unternehmen machen bei den Bewerbern auch
keinen Unterschied zwischen FH- und Uni-Absolventen.
Relevanter als der Studienabschluss ist für
das Einstiegsgehalt die Unternehmensgröße:
Wer als Bachelor seine erste Stelle in einem
Betrieb mit mehr als 5.000 Mitarbeitern antritt,
bekommt jährlich bis zu 10.000 Euro mehr
als in einer kleineren Firma.
Gleichwertig behandelt.
Für 85 Prozent der Unternehmen macht es keinen
Unterschied, ob bestimmte Stellen mit einem
Bachelor oder Master besetzt werden (vgl.
iwd 18/2011). Der Master- oder Doktorgrad
wird nur bei Tätigkeiten in der Forschung
vorausgesetzt. Außerdem steigen Bachelors
zu Beginn ihrer Karriere meist auf den gleichen
Positionen ein wie andere Hochschulabsolventen
etwa als Projektmitarbeiter oder Sachbearbeiter.
Wer trotz der guten Startbedingungen dennoch
weiter studieren möchte, hat überdies noch
eine weitere Option zum Vollzeitmaster: Fast
jedes zweite Unternehmen unterstützt einen
berufsbegleitenden Master oder beabsichtigt,
dies zu tun. Dies geschieht überwiegend in
Form einer (Teil-)Übernahme der Studiengebühren
sowie der zeitweisen Freistellung von der
Arbeit bei Fortzahlung des Gehalts. In ihren
Ambitionen, den wissenshungrigen jungen Leuten
zur Seite zu stehen, unterscheiden sich kleine
und große Unternehmen übrigens nicht.
Eine Hürde stellt allerdings das derzeitige
Studienangebot dar:
In Deutschland sind lediglich knapp 9 Prozent
der Masterstudiengänge berufsbegleitend ausgelegt.
Mit 343 Studiengängen haben die Fachhochschulen
noch ein vergleichsweise großes Angebot;
die Universitäten bieten lediglich 200 Masterstudiengänge
an, die berufsbegleitend oder als Fernstudium
absolviert werden können.
Besonders viele berufsbegleitende Studiengänge
offerieren die privaten Hochschulen (40 Prozent).
Dass sich die staatlichen Hochschulen mit
ihrem Angebot zurückhalten (7 Prozent), hängt
mit der Finanzierung zusammen. Gut die Hälfte
der berufsbegleitenden Angebote sind weiterbildende
Studiengänge, die auf längeren berufspraktischen
Erfahrungen aufbauen. Für diese Studiengänge
können die Hochschulen nicht auf staatliche
Grundmittel zurückgreifen. Deshalb sehen
sich viele Fachhochschulen und Universitäten
gezwungen, weiterbildende Studiengänge kostenpflichtig
anzubieten gegenwärtig betragen die kompletten
Gebühren für einen weiterbildenden Masterabschluss
an einer staatlichen Hochschule rund 9.000
Euro.
Auch aus diesem Grund stürzen sich so viele
Bachelors unmittelbar nach dem Abschluss
auf den Master. Denn das direkt anschließende,
sogenannte konsekutive Masterstudium ist
für sie an den staatlichen Hochschulen kostenlos.
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln